Neue OZ: Kommentar zu Musik
Oper
Tannhäuser
Osnabrück (ots)
Der Beipackzettel
Die Düsseldorfer haben ihren Skandal - wenn auch nicht den erwünschten. Was mag der Regisseur Burkhard Kosminski gedacht haben, als er Tannhäuser ins KZ schickte? Dass er ein geschichtsvergessenes Publikum aufrüttelt, wenn er Wagner im Jubiläumsjahr noch mal besonders deutlich auf seinen Antisemitismus reduziert? Geklappt hat es nicht.
Offenbar unterschreitet die Inszenierung das Reflexionsniveau so schonungslos, dass sogar die Jüdische Gemeinde Wagner verteidigt. Spektakulärer konnte Kosminski sein Ziel nicht verfehlen.
Es ist nicht leicht, so eine Blamage zu überbieten. Dem Düsseldorfer Opernchef Christoph Meyer aber gelingt es. Den Vorwurf der intellektuellen Unterforderung kehrt er ins Gegenteil um und behauptet: Der durchgefallene "Tannhäuser" sei in Wahrheit so intensiv, dass er der Gesundheit schade. Mit diesem Beipackzettel begründet er ernsthaft die Absetzung. Damit drückt sich Meyer vor der zentralen Frage: Hat sein Haus den Holocaust für Effekthascherei missbraucht oder nicht?
Daniel Benedict
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