Neue OZ: Kommentar zu Museen/Ausstellungen
Osnabrück (ots)
Lust am Schund
Einerseits schuf Wolfgang Amadeus Mozart die göttlichste Musik, die man sich vorstellen kann. Andererseits erfreute er sich bübisch an verbalen Ferkeleien - die Brust des Götterknaben beherbergte ganz offensichtlich zwei Seelen. Das macht ihn sehr menschlich: Streben nicht auch wir nach dem Schönen, Edlen und freuen uns insgeheim am Schund? Fernsehredakteure wissen das ganz genau und erfinden deshalb Schrott-Formate wie das "Dschungelcamp" - fürs Bildungsbürgertum, das sich wohlig-peinlich berührt auf dem Sofa windet.
Zum gemeinschaftlichen Erlebnis à la Public Viewing taugt dergleichen noch nicht - der Fußball hat schließlich auch Jahrzehnte gebraucht, um sich diesen öffentlichen Status zu erkämpfen. Doch findige Kulturmanager packen den Trash ins Museum - so überformt, taugen die rosa Barbie und der barbusige Pfefferstreuer auch dem Akademiker zum öffentlichen Vergnügen.
Ralf Döring
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207
Original-Content von: Neue Osnabrücker Zeitung, übermittelt durch news aktuell