Neue OZ: Kommentar zu Gesellschaft/Demografie
Osnabrück (ots)
Eine Lebensform auf dem Rückzug
Der Mikrozensus lohnt sich eben doch: Durch die aktuellste Befragung der Haushalte ist es schwarz auf weiß, dass weniger als die Hälfte der Deutschen in einer Familie leben. Dabei handelt es sich nicht nur um eine Statistik, mit der sich Wissenschaftler in Analysen und Unternehmen zu Werbezwecken beschäftigen. Vielmehr liefern die ermittelten 49 Prozent eine wichtige Erkenntnis über das soziale Zusammenleben.
Erstaunlich ist, dass diese Zahl schrumpft, obwohl erfreulich vielfältige Kombinationen des Miteinanders eine Familie bilden. Von Mutter und Vater mit Kind über die Patchwork-Familie mit Sprösslingen aus früheren Beziehungen bis zum homosexuellen Paar samt Nachwuchs: Alle sind gemeint, ebenso die steigende Zahl Alleinerziehender. Dabei gilt: Mädchen und Jungen können genauso liebevoll behütet bei einem Elternteil aufwachsen wie bei beiden. Jeder verdient Respekt dafür, mit Hingabe Kinder zu erziehen. In der Mehrheit aber sind Singles, Kinderlose und Rentner. Die klassische Familie ist in der Minderheit, auch weil die Bevölkerung altert und daher länger ohne Kinder lebt, sobald diese aus dem Haus sind.
Eine Lebensform ist auf dem Rückzug, die lange als viel beschworene Keimzelle der Gesellschaft galt. Muss dies Sorgen bereiten? Durchaus. Entscheidend ist das Grundproblem der schwachen Geburtenrate. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Schlüsselkompetenz im demografischen Wandel, steckt noch in den Kinderschuhen.
Robin Fehrenbach
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