Neue OZ: Kommentar zu Finanzen
Agrar
DZ Bank
Osnabrück (ots)
Verdacht genügt
Zugegeben: Wissenschaftlich ist nicht völlig eindeutig erwiesen, dass Spekulationen mit Reis, Soja, Mais, Weizen und Zucker wirklich die Nahrungsmittelpreise nach oben treiben. Heftig streiten Agrarökonomen und Hilfsorganisationen darüber, wie sich der Handel an den Rohstoffbörsen für Lebensmittel auswirkt.
Aber solange auch nur der Hauch eines Verdachts besteht, dass dieses umstrittene Milliardengeschäft Arme in den Hunger treibt, sollten die Banken aussteigen. Im Zweifel für die möglichen Opfer - so muss die Devise lauten. Deswegen ist der Schritt der DZ Bank zum Ausstieg aus dem Geschäft mit Nahrungsmittelspekulationen nur zu begrüßen.
Lange Zeit war der Handel an den Warenterminbörsen ein solides Kreditgeschäft. Bauern sicherten damit ihre Erträge ab, wie schon Thomas Mann in seinem Roman über die "Buddenbrooks" beschreibt. Doch der Einstieg der Finanzindustrie in den Lebensmittelmarkt vor mehreren Jahren hat einiges geändert. Nun droht es beim Index für Grundnahrungsmittel um Leben und Tod zu gehen, und dann wird es unappetitlich und unerträglich.
Rendite auf Kosten der Ärmsten: Diese Vorstellung ist grausam. Je mehr Banken aussteigen, desto besser. Das gilt auch für Privatanleger: Sie sind gefordert, ihr Kapital ethisch sauber anzulegen und im Zweifel auszusteigen.
Christof Haverkamp
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