Neue OZ: Kommentar zu Theater/Kunst/Leute
Osnabrück (ots)
Grenze der Freiheit
Kunst darf provozieren, irritieren, erschüttern. Nichts ist langweiliger als eine Kunst, die nur Erwartungen erfüllt. Aber darf Kunst menschenverachtend sein, die Unfreiheit feiern, nichts als Ekel erregen? Die Freiheit der Kunst ist mit Recht weit gesteckt.
Aber deckt die Freiheit der Kunst wirklich alles Denkbare und Undenkbare ab? Die Frage bezeichnet einen heiklen Grenzbereich. In den führt uns wieder einmal Jonathan Meese. Den wilden Mix aus Hitler und Parsifal, Nietzsche und germanischen Mythen rührt er regelmäßig an - als Molotowcocktail seiner Performances.
Man könnte lächeln über Jonathan Meeses infantil anmutende Impertinenz. Man kann sich mit gleichem Recht ereifern über Hitlergruß und stupid wiederholte Beleidigungen.
Wo liegt die Grenze? Vielleicht dort, wo die Publikumsbeschimpfung keinen künstlerischen Sinn mehr erkennen lässt. Nehmen wir an, dass der Aktionskünstler die Kunstfreiheit so weit ausreizen möchte, dass er die Zensur seiner Auftritte provoziert.
Dann würde Meese Freiheitsräume erkunden. Jetzt bleibt aber der fatale Eindruck von Hitlergruß und Fäkalshow hängen. Das wirkt einfach nur öde. Ist da ein Künstler vielleicht schon am Ende angelangt?
Stefan Lüddemann
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