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Neue OZ: Kommentar zu Spähaffäre

Osnabrück (ots)

Hugh Grant kann es besser

"Eine Großmacht mögen wir nicht sein, aber dafür ein großartiges Land" - mit diesen Worten gibt der Schauspieler Hugh Grant in seiner Rolle als britischer Premier den Amerikanern Kontra, nachdem er sich über die Arroganz des US-Präsidenten geärgert hat. Verhalte sich ein Freund wie ein Rüpel, geht es weiter, müsse man Respekt einfordern. Ändere sich nichts, sei der gute Freund offenkundig nicht der gute Freund, als der er sich ausgebe.

Die Amerikaner sind düpiert, die Briten begeistert ob des Muts ihres Regierungschefs. Allein, es ist ein Film. Das wahre Leben ist anders, und Angela Merkel nicht Hugh Grant. Sie muss Rücksicht nehmen, und das macht sie nicht zu knapp.

Im Sinn hat sie dabei freilich nicht nur die Amerikaner. Sie hat auch deutsche Interessen im Blick: Keinem wäre geholfen, wenn der Austausch geheimer Informationen etwa bei Taliban-Aktionen oder Terrorplänen behindert würde. Auch kühlt das Klima zwischen den USA und Europa schon länger ab. Setzt der Trend sich fort, dient das keiner Seite. Ihr Schweigen bewahrt die gewiefte Taktiererin ferner davor, später falscher Auskünfte bezichtigt werden zu können. Denn kaum etwas verleiht einer Krise mehr Schärfe als der Verdacht, getäuscht zu haben. Da sagt sie lieber wenig, auch wenn sie dadurch uninteressiert wirkt. Weil die Kanzlerin damit in Kauf nimmt, dass die Spähaffäre vor der Bundestagswahl im Herbst kein Ende findet, gehört dazu ebenfalls Mut. Nur wird sie keine Begeisterung ernten.

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