Neue OZ: Kommentar zu Ägypten
Proteste
Osnabrück (ots)
Wohin das Pendel ausschlägt
Die schockierenden Bilder vom Massaker des Militärs an Muslimbrüdern in Kairo haben bei westlichen Politikern bisher nur hilfloses Händeringen ausgelöst. Sowohl die USA als auch die EU stecken in einem Dilemma, das fast symbolhaft für die Rolle des Westens in Nahost steht: Was wiegt schwerer - Interessens- oder Wertepolitik?
Es ist kein Geheimnis, dass das Pendel zu oft zugunsten der ersten Option ausschlägt. Selten gerät die Entscheidung aber derart in den Fokus der Öffentlichkeit wie aktuell. Nicht nur Ägypten, die ganze islamische Welt beobachtet genau, wie sich die USA und Europa positionieren. Dies wird entscheidend das Bild des Westens in der Region prägen.
Denn auch wenn das Militär vermutlich ein Garant für die so dringend erwünschte Stabilität in Ägypten wäre: Sich nach den jüngsten Ereignissen auf die Seite der Generäle zu schlagen würde der jahrzehntelangen Unterstützung des MubarakRegimes an Verwerflichkeit gleichkommen. Andererseits tun sich USA und EU schwer damit, die zwar demokratisch legitimierten, aber islamistischen Muslimbrüder zu unterstützen, die zumindest mitverantwortlich sind für das politische Scheitern.
Während sich das Land am Nil selbst zerfleischt und der Westen hadert, frohlockt Al-Kaida. Die Terrororganisation empfängt jene Ägypter mit offenen Armen, die vom vermeintlich westlichen System der Demokratie enttäuscht und hasserfüllt durch die Brutalität der Armee sind.
Franziska Kückmann
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