Neue OZ: Kommentar zu Medien
Presse
Personalien
Osnabrück (ots)
Tiefer Graben
In seinen guten alten Zeiten sorgte der "Spiegel" mit fulminanten Enthüllungsstorys regelmäßig für Schlagzeilen weit über das eigene Blatt hinaus. Die Schlagzeilen gibt es immer noch, doch in Sachen "Spiegel" betreffen sie seit geraumer Zeit überwiegend die schier endlosen Querelen in der Führungsetage des Nachrichtenmagazins.
Nun aber ist wohl der "worst case", der schlimmste denkbare Fall, eingetreten: Noch bevor der designierte Chefredakteur Wolfgang Büchner seinen ersten Arbeitstag hinter sich gebracht hat, klafft zwischen ihm und der Redaktion ein tiefer Graben. Der Mann, der sich zuletzt um die Nachrichtenagentur dpa verdient gemacht hatte, holt sich einen Boulevard-Haudegen von der "Bild" als Stellvertreter ins Boot. Die Redaktion des renommierten Nachrichtenmagazins und führenden Online-Nachrichtenportals reagiert stark verschnupft und ablehnend auf diese Personalie. Schließlich verliefen die Gräben bislang eher zwischen "Spiegel" und "Bild" und nicht durchs eigene Haus.
Einfach zurückrudern aber kann Büchner auch nicht, wenn er vor seiner neuen Redaktion einknickt, würde es ihn als Chefredakteur schon vor dem Amtsantritt noch weiter beschädigen. Und so steuern beide Seiten auf eine Situation zu, aus der niemand mehr ohne Gesichtsverlust herauskommt. Es wird viel Feingefühl nötig sein, um diesen Knoten wieder aufzulösen. Genau das aber hat beim "Spiegel" in letzter Zeit allzu häufig gefehlt.
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