Neue OZ: Kommentar zu Bilderschatz
Cornelius Gurlitt
Osnabrück (ots)
Wunschdenken
Je mehr Einzelheiten bekannt werden, umso deutlicher tritt zutage: Der Umgang von Polizei und Justiz mit dem Bilderschatz des wunderlichen Herrn Gurlitt ist eine fatale Verkettung von Pleiten, Pech und Pannen. Man könnte und müsste in der juristischen wie in der kunsthistorischen Einschätzung des Falles schon deutlich weiter sein - das räumen auch die beteiligten Stellen mittlerweile ein.
Da mag der Vorschlag des bayerischen Justizministers Bausback, mal eben die Verjährungsfristen bei Raubkunst auch rückwirkend zu verlängern, auf den ersten Blick wie eine geschickte Durchtrennung des gordischen Knotens wirken. Auf den zweiten aber geht er nicht weit über eine populistische Mischung aus Bauchgefühl und Wunschdenken hinaus. Für eine solche Initiative hätte der Gesetzgeber jahrzehntelang Zeit gehabt - nun aber muss selbst der Minister einräumen, dass seine Idee an verfassungsrechtlichen Hürden scheitern könnte.
Zudem dürfte Bausback seine eigene Hoffnung auf eine "gütliche Einigung" mit Cornelius Gurlitt zunichtemachen, sollte er seinen Gesetzesvorschlag auf den Weg bringen. Eine Einladung zur Kooperation ist er ganz sicher nicht. Der alte Mann würde sich mit allen Mitteln wehren.
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