Ukraine-Krieg und Energiekrise: Mehr Nachfrage als Lebensmittel bei Tafeln
Osnabrück (ots)
Ukraine-Krieg und Energiekrise: Mehr Nachfrage als Lebensmittel bei Tafeln
Tafel-Chef verzeichnet rückläufige Lebensmittelspenden - 50 Prozent mehr Kunden
Osnabrück. Den Tafeln in Deutschland machen rückläufige Lebensmittelspenden zu schaffen. Jochen Brühl, Vorsitzender des Bundesverbandes der Tafeln, sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Es gibt einen spürbaren Rückgang. Handelsunternehmen versuchen, weniger zu verschwenden und ihre Ware kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum oder mit kleinen Schönheitsfehlern über Rabattaktionen noch zu verkaufen."
Prinzipiell habe er dafür zwar Verständnis, sagte Brühl, es sei gut, die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Die Tafeln treffe das aber in der herausforderndsten Situation seit ihrer Gründung vor fast 30 Jahren: "Wir verzeichnen seit Jahresbeginn 50 Prozent mehr Kundinnen und Kunden."
Derzeit würden rund zwei Millionen Menschen regelmäßig mit Lebensmitteln unterstützt. Jede dritte Tafeln habe bereits einen Aufnahmestopp verhängen müssen. "Der Andrang wurde mancherorts zu groß. Wir können ja nur das, was wir gerettet oder gespendet bekommen haben, verteilen", so Brühl.
Er betonte: "Armut breitet sich aus in der Gesellschaft." Durch die gestiegenen Lebenshaltungskosten infolge der Energiekrise kämen nun auch Menschen zu den Tafeln, die vor der Krise halbwegs finanziell über die Runden gekommen sind. "Ein Satz, den wir in letzter Zeit häufig hören bei den Tafeln: ,Heize ich oder werde ich essen?'" Auch das Bürgergeld werde da keine Abhilfe schaffen. "Die Erhöhung der Regelsätze ist unzureichend. Mit etwa 50 Euro mehr pro Monat können Sie nicht mal die Inflation ausgleichen." Deutschland brauche eine soziale Zeitenwende, forderte Brühl.
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