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Westfalenpost: Der große Bogen Köhler hielt eine globale Grundsatzrede

Hagen (ots)

Von Bodo Zapp
Wenn der Bundespräsident zur "Berliner Rede" einlädt, erwarten die
Menschen kluge, wegweisende Worte, wie sie nur einer aussprechen 
kann, der nicht in der Mühle der Tagespolitik steckt. Das begann 1997
mit der "Ruck-Rede" von Roman Herzog, die viel gelobt wurde und wenig
bewirkt hat. Auch Horst Köhler erhielt quer durch alle Parteien 
Anerkennung für seine Mahnungen zu Anstand, Moral und Gerechtigkeit, 
in Deutschland und der Welt.
 "Tief beeindruckt", "zukunftsweisend", "inhaltsstark" - in der 
Beurteilung dessen, was manche eine Bußpredigt nannten, waren die 
führenden Politiker dicht beieinander. Nicht nur, weil Kritik an 
einem Bundespräsidenten ungehörig wäre. Horst Köhler trat mit seiner 
Rede auch niemandem so sehr auf die Füße, dass ihm Applaus schwer 
gefallen wäre. Da konnten selbst diejenigen in den vorderen Reihen 
beifällig nicken, die eigentlich ein Büßergewand tragen müssten. 
Etwas mehr Schärfe als im Gedächtnis bleibende Würze wäre nicht 
schlecht gewesen, doch das ist nicht Köhlers Stil. Er wollte wohl 
auch nicht anecken, so kurz vor der von ihm angestrebten Wiederwahl 
am 23. Mai.
 Kritik an den Finanzmärkten, Lob für Regierung und Bundestag, die in
der Krise Handlungsfähigkeit bewiesen hätten, Anprangerung des 
kurzfristigen Renditedenkens, Mahnung zu Anstand bei den Banken: 
Alles was der Bundespräsident sagt, ist richtig und notwendig. Neu 
ist es nicht. Wer auf konkrete Wegweisungen des ehemaligen Chefs des 
Internationalen Währungsfonds gehofft hatte, sah sich enttäuscht. In 
seiner ersten Rede sprach Köhler gestern genau das aus, was die 
Menschen denken.
 Vielleicht wäre es besser gewesen, es hätte keine zweite Rede 
gegeben. Die es offiziell ja auch nicht gab. Gerne hätte man aus 
berufenem Munde noch mehr über die Finanzkrise, ihre Verursacher und 
die Konsequenzen gehört. Doch im zweiten Teil seiner Botschaft 
widmete sich der Bundespräsident ausführlich seinem Spezialgebiet, 
der globalisierten Welt. Da war der Bogen von den Nöten der 
westafrikanischen Fischer über Klimawandel und Integration von 
Ausländern bis zum Kampf gegen Armut weit gespannt. Der Norden muss 
dem Süden helfen, das ist sein ehrenwertes Anliegen.
 Die moralische Unterstützung aller ist sicher. Manchen Zuhörern wäre
vielleicht lieber gewesen, ihr Präsident hätte sich intensiver mit 
ihrer persönlichen Lebensituation befasst. Das Auskommen mit weniger 
Geld, die Angst vor der Arbeitslosigkeit - da wäre noch mehr zu sagen
gewesen.
 Die Krise nutzen für eine bessere Welt, diesen Appell kann jeder 
unterstützen. Ein wenig war es wie die Ansprache eines guten Vaters 
an Kinder, die er ins Leben entlässt. Eine Vermächtnis-Rede könnte 
man es auch nennen. Ein Satz bleibt haften: "Der Mensch lebt nicht 
vom Brot allein!" Das ist eine gute Orientierung. Der Bundespräsident
hat nur die Macht des Wortes. Er hat sie nach besten Kräften genutzt.

Pressekontakt:

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Telefon: 02331/9174160

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