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Westfalenpost: Kommentar zu Energie/Strom/Profitgier sorgt für Stromengpässe/Preispoker gegen die Versorgungssicherheit/Von Torsten Berninghaus

Hagen (ots)

Nicht die extreme Kälte, nicht der zunehmende Energiebedarf und auch nicht die Energiewende haben Deutschland an den Rand eines energetischen Zusammenbruchs gebracht. Vielmehr waren es möglicherweise gierige Stromhändler, die in den eiskalten Februartagen gegen Regelleistung und Kaltreserve zockten und das Land so in die Nähe eines Blackouts gebracht haben könnten. Wenn richtig ist, was die Bundesnetzagentur vermutet, dann haben Stromhändler mit bewusst falschen, also zu niedrigen Last-Prognosen agiert, um Marktmechanismen auszuhebeln und Stromkontingente abzugreifen, die zum einen Notfälle ausgleichen sollen und zum anderen zu einem Drittel des aktuellen Preises zu haben waren. Ein gefährliches Spiel. Zumal die Rahmenbedingungen nicht nur durch das derzeit kalte Wetter und den damit einhergehenden hohen Energiebedarf beeinflusst waren. Seit der Abschaltung der acht Atomkraftwerke als Reaktion auf die atomare Katastrophe in Fukushima müssen regenerative Anlagen diese Leistung - jedenfalls teilweise - ersetzen. Wenn starker Wind an den norddeutschen Küsten weht, der Strom aber im Süden benötigt wird, sind die Transportleitungen ohnedies stark belastet. In solchen Situationen einen gefährlichen Preispoker anzuzetteln, ist nicht nur fahrlässig, sondern unverantwortlich. Nicht auszudenken, was passieren würde: Neben dem Fernsehen würden auch Internet und Telefone schweigen. Produktionen würden binnen Sekunden still liegen, Krankenhäuser könnten nur eine gewisse Zeit per Notstromaggregat funktionieren. Das öffentliche Leben stünde vor dem Zusammenbruch, weil die Stromversorgung die Achillesferse unserer technisierten Welt ist. Deshalb ist es richtig, entschlossen gegen derlei Preisspielchen vorzugehen. Denn der heutige Energiemarkt und erst recht die gerade eingeleitete Energiewende können nur funktionieren, wenn sich alle Marktteilnehmer an die Regeln halten. Sollte sich also erweisen, dass hier aus Profitgier gegen die Versorgungssicherheit gewettet wurde, müssen die verantwortlichen Händler zur Rechenschaft gezogen werden.

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Westfalenpost Hagen
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