Westfalenpost: Kommentar zu Griechenland/Finanzkrise/Gipfel/Europa/Das zweite Rettungspaket für Griechen steht/Noch kein Grund zum Jubeln/Von Sabine Brendel
Hagen (ots)
Das zweite milliardenschwere Rettungspaket für Griechenland ist geschnürt. Aber ob es dem pleitebedrohten Staat wirklich den Weg ebnet in eine finanziell stabilere Zukunft, ist äußerst fraglich. Griechenland hat längst nicht nur Geldprobleme, die man mit neuen Notkrediten noch relativ leicht lösen könnte. Dem griechischen Staat fehlen funktionierende Verwaltungsstrukturen und eine vielfältige Unternehmenslandschaft. So etwas ist nicht mal eben schnell mit Geld zu ändern, sondern es bedarf außerdem jahrelanger (Aufbau-)Arbeit und viel Expertenwissens, um ein stabiles verlässliches Staats- und Wirtschaftsgerüst zu errichten. Momentan ist Griechenland vor allem auf einem schmerzhaften, von seinen europäischen Notkredit-Gebern auferlegten Sparkurs. Auch ein Staat kann nicht über seine Verhältnisse leben, das ist vielen Bürgern in Griechenland und anderswo klar. Konsequenterweise muss Griechenland seine Staatsfinanzen weiter sanieren; nicht nur, um neue Nothilfen zu erhalten. Doch Sparen allein reicht längst nicht. Das ist den Europäern klar, die ja seit Monaten sehen, wie Griechenlands Wirtschaftsleistung ungeachtet aller zuversichtlichen Prognosen immer weiter abnimmt. Und jede Schuldenanalyse, die die Europäer und der Internationale Währungsfonds gemeinsam erstellen, zeigt ungeschönt: Auf die Griechen und die Europäer warten noch viele Jahre, gar Jahrzehnte harte Arbeit. Sie müssen sich darauf einstellen, dass der Weg heraus aus der Misere so steinig bleibt, dass daran das zweite Hilfspaket scheitern könnte. Die Europäer müssen nun, da das zweite Hilfspaket Griechenland die dringend benötigte Luft verschafft, gemeinsam mit den Griechen alles daran setzen, die Wirtschaft des Mittelmeerstaats zu beflügeln. Erst das würde einen wichtigen Teil dazu beitragen, dass das ehrgeizige zweite Hilfspaket auch langfristig die Dinge in Griechenland zum Besseren wendet. Die Griechen hätten es jedenfalls verdient. Viel Grund zum Jubeln haben die meisten bisher nicht.
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