Westfalenpost: Kommentar zu Erziehung
Familie
Väter gehören in die Verantwortung/ Die Bundesregierung holt ein Versäumnis auf /Von Stefan Hans Kläsener
Hagen (ots)
Familie ist heute mehr als Vater-Mutter-Kind. Das lehrt schon der Blick in die Nachbarschaft, in der verschiedenste Lebensgemeinschaften vorkommen. Das Recht aber ist immer noch auf die ehelich geborenen Kinder fokussiert. Kommt ein Kind unehelich zur Welt, hatte bislang die Mutter das alleinige Sagen, wenn sie sich nicht mit dem Vater auf das Sorgerecht verständigte. Das aber ist nicht mehr zeitgemäß, und es ist betrüblich, dass es dazu Aufrufe höchster Gerichte bedurfte, damit die Politik sich der Frage annahm. Was hilft es denn, heute Väterzeiten beim Elterngeld gleichrangig zu behandeln, im Personenstandsrecht aber Väter unehelicher Kinder immer noch außen vor zu lassen? Insofern holt die Bundesregierung nun ein Versäumnis auf. Zugleich stellen sich aber Fragen, wie Mann und Frau, die Eltern geworden sind, künftig angemessen miteinander und mit ihrer gemeinsamen Verantwortung umgehen. Es ist doch ein unbezweifelbares Rechtsfortschritt, dass ein Vater, und sei er Vater eines unehelichen Kindes, für dieses Kind mehr Pflichten übernehmen muss als die reinen Unterhaltskosten. Das aber war nach bisheriger Rechtslage durchaus möglich: Der Vater zahlt und hätte damit seiner Verantwortung genüge getan. Das hat er aber eben nicht. Im Konfliktfalle ist es durchaus angemessen, die Familiengerichte entscheiden zu lassen, wem das Sorgerecht zukommt. Das ist in Scheidungsfällen seit Jahrzehnten so üblich. Nun aber sollen Väter und Mütter unehelicher Kinder gleichberechtigt behandelt werden, denn jeder, der dem anderen das Sorgerecht absprechen will, muss dafür gerichtsfeste Gründe vorlegen. Das ist ein deutlicher Fortschritt und im Kern eine zwingende Folgerung aus der Gleichberechtigung der Geschlechter, die eben für Rechte und Pflichten gleichermaßen gelten muss. Dennoch wünscht sich, wer Vater oder Mutter wird, etwas anderes. Wer Vater oder Mutter wird, wünscht sich das Beste für sein Kind. Kommt es darüber zum Konflikt, müssen beide Seiten gehört werden und das überzeugendste Argument zum Urteil führen. Vielleicht trägt der Vorschlag der Bundesregierung ja dazu bei, dass Väter ihre Verantwortung bewusster übernehmen. Das wäre ein Fortschritt, der in die Zeit passt.
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