Schwäbische Zeitung: Unter Generalverdacht - Kommentar
Leutkirch (ots)
Der Skandal als solcher - in diesem Fall der Lebensmittelskandal - ist ein Begriff von relativer Größe. Fast überall auf der Welt wären die Menschen froh, wenn ihnen ihre Nahrung in einer Qualität und Vielfalt angeboten würde, wie sie für die Verbraucher in Deutschland längst normal ist. Zu erschwinglichen Preisen wohlgemerkt. Und in vielen Ländern der Erde kommen Unregelmäßigkeiten, die sich hier immer schnell zu Skandalen mausern, überhaupt nie ans Licht der Öffentlichkeit. Und falls doch, so würde sich mutmaßlich kaum jemand drum scheren.
Nein, es ist gar nicht schön, wenn der Tettnanger Hopfen jetzt unter Generalverdacht steht. Es ist auch nicht schön, dass bayerischer Hopfen vernichtet werden musste. Und es ist ein Dauerübel, wenn immer wieder Antibiotika in Mastbetrieben auftauchen. Aber das sind - nüchtern betrachtet - die schwer vermeidbaren Begleiterscheinungen einer supermodernen und effizienten Landwirtschaft, in der gleichzeitig gnadenloser Wettbewerb herrscht.
Eher selten birgt das, was in unschöner Regelmäßigkeit als skandalös beschrieben wird, eine direkte Gesundheitsgefahr. Das gilt auch für Biere, die sich auf dem Etikett mit "Tettnanger Aroma-Hopfen" schmücken - falls der überhaupt belastet wäre. Gefährlicher als der Hopfen ist wohl ein gewisses Quantum des Gebräus.
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