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Westfalenpost: Es grummelt in der CDU. Causa Röttgen wird zum Streitfall. Von Winfried Dolderer

Hagen (ots)

Damit war wohl zu rechnen. Dass sich nach dem jähen Sturz des Ministers Röttgen die Enttäuschten in der CDU melden. Jene, die seit Jahren der Meinung sind, Angela Merkel führe die Partei ins Verderben. Und die das Sündenregister der Chefin nun um einen weiteren Punkt vermehrt sehen: Schofelheit im Umgang mit einem verdienten Weggefährten. Es sei die "dunkle Seite der Macht", die auf einmal an der Kanzlerin sichtbar werde, so empören sich jetzt Sozialdemokraten. Ach herrje. Schon ganz vergessen, mit welcher Kaltschnäuzigkeit der Kanzler Schröder einst den Verteidigungsminister Scharping abservierte? Gibt es eine erfreuliche, eine gefällige Art, jemanden loszuwerden, der nicht mehr erwünscht ist? Nein, es sind nicht Stilfragen, die diesen Vorgang zum Menetekel werden lassen. Es ist das Schauspiel einer Kanzlerin, die ein drastisches Machtexempel statuiert, weil sie fürchten muss, dass die Fundamente ihrer Macht zerbröseln. Bei elf Landtagswahlen unter schwarz-gelber Ägide hat die CDU nur dreimal an Prozentpunkten hinzugewonnen, ansonsten stets verloren. Die Gewinne fielen durchweg bescheiden aus. Die Verluste hin und wieder gewaltig. Dass dabei nie etwas anderes als Versagen der jeweiligen Kandidaten im Spiel gewesen wäre, greift als Erklärung zu kurz. Insofern habe jene Verteidiger Röttgens recht, die davor warnen, ihm die Alleinschuld am NRW-Debakel aufzuhalsen, und ernste Ursachenforschung anmahnen. Solche Stimmen werden immer wieder laut in der CDU. Die Chefin hört sie nicht gerne. Es gibt für die Erosion der Volkspartei keine eindeutig bestimmbaren, geschweige denn leicht zu behebenden Ursachen. So grummelt es denn. Derzeit wieder vernehmlicher.

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