Westfalenpost: Das kostbare Gut der Toleranz Von André Schweins
Hagen (ots)
In anderen Ländern mag ein Feiertag am traditionellen Gebetstag der Muslime ausgerufen werden für einen effektvollen Protest. Mit tödlichen Folgen. In unserem Land ist es mehr als genug, dass die Polizei sich für mögliche Ausschreitungen rüsten musste und muss. Demonstrationen sind Grenzen gesetzt. Rechtsstaatlich definierte Grenzen. Provokationen, die religiöse Gefühle verletzen, dürfen angeprangert werden. Strafbare Parolen in Wort und Schrift, Vermummte, Ausschreitungen - darauf gäbe es jedoch nur die Antwort eines konsequenten Vorgehens der Ordnungshüter. Gut, dass dies am Freitag (noch) nicht notwendig war. Das tumbe islamfeindliche Video eines wirren amerikanischen Provokateurs erfordert in Deutschland das Buchstabieren des kostbaren Gutes der Toleranz. Darf das Hetzvideo öffentlich gezeigt werden? Inhaltsleeren Irrsinn ausgrenzen zu wollen, das muss auch in einem Land möglich sein, das auf Grund seiner Geschichte der Meinungsfreiheit besonders verpflichtet ist. Selbst wenn dieser Schritt Rechte des Einzelnen einschränkt. Und was ist mit Protesten zum Mohammed-Video auf unseren Plätzen? Die Freiheit des Denkens ist selbstredend schützenswert für die Muslime in unserer Mitte. Freiheit und Toleranz enden allerdings dort, wo Gewalt erzeugt wird von unkontrollierbaren fundamentalistischen Strömungen. Denn größter Gefahrenpunkt ist die Manipulation: Wer den großen Knall will statt Protest, der instrumentalisiert unter dem Mäntelchen der Religionsfreiheit andere für terroristische Pläne. Dafür ist bei uns kein Platz. Trotzdem sollte nie vergessen werden: Hass predigende Fanatiker repräsentieren nicht eine ganze Religionsgemeinschaft.
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