Westfalenpost: Respekt vor einer Lebensleistung
Kommentar zu 150 Jahren SPD von Stefan Hans Kläsener
Hagen (ots)
Schaut man auf die vergangenen 150 Jahre deutscher Geschichte, so stellt man mit Ernüchterung fest: Gerade einmal die Hälfte davon waren von Demokratie geprägt. Immer mit dabei, und immer auf Seiten der Demokratie: die SPD. Allein diese historische Leistung nötigt Respekt ab. Und so können Demokraten, egal welcher Couleur, heute gar nicht anders, als der SPD für diese Haltung Anerkennung, ja Bewunderung zu zollen. Was aber ist der historische Beitrag der Sozialdemokraten zur deutschen Demokratie? Zur Lebensleistung dieser Partei zählt zweifellos ihre Absage an den Extremismus. Das war dem Arbeiterverein Ferdinand Lassalles nicht an der Wiege gesungen. Im Gegenteil: Stets standen erbitterte Gegner der Sozialdemokratie links von ihr und machten ihr die Straße streitig. Das hält, in abgemilderter Form, bis heute an. Es erschwert bis heute eine Mehrheitsbildung links der Mitte und bescherte der SPD deutlich mehr Oppositions- als Regierungsjahre. Umgekehrt waren Sozialdemokraten aber an wichtigen Wegmarken der deutschen Demokratiegeschichte maßgeblich beteiligt. Sie hoben die Weimarer Republik wie die Bundesrepublik mit aus der Taufe, sie widerstanden eindrucksvoll den Nazis, sie standen für die Aufweichung der verhärteten Fronten im Kalten Krieg, sie brachten Sozialreformen auf den Weg, und es war ein sozialdemokratischer Kanzler, der die Deutschen auch militärisch wieder in die Weltgemeinschaft integrierte, wie immer man zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr stehen mag. In der Summe war die SPD vor allem eines: Die Stimme des kleinen Mannes. Wenn diese zu leise wurde, geriet die soziale Balance unseres Staates aus dem Lot. Daher: ad multos annos, alte Tante.
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