Westfalenpost: Allgegenwärtig
Kommentar zum Konzertabbruch beim Klavierfestival Ruhr von Monika Willer
Hagen (ots)
Ob Bayreuth, Klavierfestival Ruhr oder Hagener Theater: Das Filmen von Konzerten und Aufführungen mit dem Smartphone ist inzwischen sogar in den Tempeln der Hochkultur zum Volkssport geworden. Veranstalter von Pop-Konzerten haben ohnehin längst vor den allgegenwärtigen Displays kapituliert. Wer die so mitgeschnittenen Dateien ins Netz stellt, zum Beispiel auf YouTube oder Facebook, macht sich allerdings strafbar. Denn er verletzt das Urheberrecht. Urheberrecht ist ein zunehmend als lästig empfundener Begriff - außer von denen, die von Kunst leben. Wenn etwa musikalische Interpretationen zum Nulltarif im Internet herumgeistern, kann der Künstler kein Geld mehr damit verdienen. Deshalb informieren die Theater vor Vorstellungsbeginn mündlich und schriftlich, dass Mitschnitte nicht gestattet sind. Die Leute knipsen trotzdem - und übertreten damit das Hausrecht. Man kann den Pianisten Krystian Zimerman also verstehen, wenn er einmal deutlich gegen diese Plage aufbegehrt. Das massenhafte Aufnehmen ist übrigens nicht nur illegal, es nervt und stört die Nachbarn im Publikum zudem ungeheuer. Musik ist ein Live-Erlebnis. Sich darauf einzulassen, ist viel aufregender, als einen minderwertigen Mitschnitt als Trophäe für den überfüllten Datenspeicher zu erjagen.
Pressekontakt:
Westfalenpost
Redaktion
Telefon: 02331/9174160
Original-Content von: Westfalenpost, übermittelt durch news aktuell