Westfalenpost: Nun hilft nur noch beten Von Stefan Hans Kläsener
Hagen (ots)
Wenn heute Abend der Bischof von Rom vier Stunden lang auf dem Petersplatz für den Frieden betet, dann muss der nüchterne Beobachter sagen: Jetzt hilft auch nur noch beten. Denn die Chance, mit einem politischen Zeichen auf die Giftgaseinsätze in Syrien zu reagieren, wurde auf dem Gipfel in St. Petersburg vertan. An den immer zuerst kritisierten westlichen Politikern lag es diesmal nicht. Barack Obama rang sich, was eine Geste seltener Demut ist, nach den unzähligen Provokationen Wladimir Putins doch noch zu einem Vier-Augen-Gespräch durch. Es fruchtete nichts. Die konsequente Haltung Frankreichs, die lauten Mahnungen Deutschlands, die nur durch einen überraschenden Parlamentsbeschluss gestoppten militärischen Vorbereitungen Großbritanniens: folgenlos. An der Kreml-Mauer prallt derzeit alles ab, und da Putins Ruf ohnehin ruiniert ist, macht es ihm offenbar nichts aus, künftig als Schutzpatron eines Regimes gelten zu dürfen, der seinem Vasallen selbst den Einsatz von Giftgas nachsieht.
Da interessierte es nur noch am Rande, dass beim eigentlichen Thema der Tagesordnung, der Neuordnung der Finanzwirtschaft, ebenfalls so gut wie nichts Greifbares herauskam. Zum einen leidet der Gipfel an der Vielzahl der beteiligten Staaten, die noch schwerer als bei den früheren G8-Gipfeln unter einen Hut zu bringen sind. Zum anderen haben unter anderem der Wahlkampf in Deutschland und die heillos zerstrittene US-Politik die westliche Verhandlungsposition geschwächt. Wenn Putin nicht fürchten musste, einer geschlossenen Front gegenüberzustehen, konnte er seine Unbeweglichkeit geradezu zelebrieren. Naiv, wer da im Syrien-Konflikt nach einem internationalen Mandat ruft. Das wird es mit dem Russland Putins nicht geben. Manchem seiner alten Freunde im Westen sollte das peinlich sein.
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