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Westfalenpost: Lebenslange Verpflichtung wird zum Prüfstein
Kommentar von Monika Willer zu den Nachwuchssorgen der Klöster

Hagen (ots)

Die Nachwuchsprobleme der Klöster spiegeln das veränderte Verhältnis unserer Gesellschaft gegenüber Glaube und Religion insgesamt. Bildung, Soziales und Krankenpflege sind als Kernkompetenzen der Orden in Europa weggebrochen. Demgegenüber steht eine wachsende Faszination für alles, was mit dem Thema Kloster an und für sich zu tun hat. Zigtausende wälzen sich über Klostermärkte. Klostergärten, Klosterheilkunde, singende Mönche, alle diese Bereiche erfahren größten Zuspruch; gerade der rasant wachsende Markt des spirituellen Tourismus' bringt die Klöster neu in den Blickpunkt. Damit wird der Konvent zu einer Attraktion, zu einer Art Mitmachmuseum mit Wellnessfaktor, wenn man es böse formulieren will.

Und doch birgt das zunehmende touristische Interesse am Klosterleben eine Chance, die viele Orden bereits erfolgreich nutzen. Denn es bietet die Möglichkeit, Menschen, die sich im Hamsterrad des Alltags wund laufen, eine Auszeit jenseits von Kommerz zu ermöglichen. Ein Tagesrhythmus, der von festen Gebetszeiten strukturiert wird, bildet den größtmöglichen Gegenentwurf zur Diktatur des Terminkalenders. Zumal das Gebet ja nicht "nützlich" im Sinne der ökonomischen Produktivität ist, sondern den Betenden "nur" zu sich selbst führt. Wenn Radwanderer im Kloster übernachten, weil das irgendwie exotisch ist, erhalten sie gleichzeitig ein niederschwelliges Angebot, mit Kirche in Kontakt zu kommen.

Allerdings nutzt das neue Interesse an der Klosterthematik nichts, wenn es keine Schwestern und Brüder mehr gibt, die klösterliche Werte vertreten. Sich lebenslang an eine Sache zu binden, das ist jedoch eine Vorstellung, die kaum noch vermittelbar ist. Und aus diesem Konflikt ist für die Orden kein Ausweg in Sicht.

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