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Westfalenpost: Epochenwende? Das Elterngeld ist auf dem Weg

Hagen (ots)

Von Winfried Dolderer
Glaubt man der Ministerin, dann haben wir gestern einer 
familienpolitischen Epochenwende beigewohnt. Dann dokumentiert das 
Elterngeld erstmals, dass Kinder der Gesellschaft nicht gleichgültig 
sind. Das freilich sind sie schon seit langem nicht. Es gäbe ja sonst
kein Kindergeld, kein Erziehungsgeld, keinen Kinderfreibetrag, keine 
kostenfreie Kinderversicherung.
 Auf 100 Milliarden im Jahr beläuft sich den vorsichtigsten 
Schätzungen zufolge die Summe, in der sich das Interesse der 
Gesellschaft an Kindern dokumentiert. In kaum einem anderen Land wird
für Familien soviel ausgegeben und werden gleichwohl sowenig Kinder 
geboren. Warum sollte sich daran etwas ändern, wenn der Staat noch 
eine Milliarde drauflegt und sie dorthin kanalisiert, wo Kinder so 
erwünscht wären wie sie derzeit vermisst werden, in der 
qualifizierten Mittelschicht? Darum geht es beim Elterngeld.
 Es gibt vergleichbare Modelle in anderen europäischen Ländern. Man 
kann von dort lernen, dass mehr Kinder geboren werden, wo junge 
Frauen mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Dieses Argument hat 
die Ministerin auf ihrer Seite. Sie muss aber auch wissen, dass sie 
wenig zu gestalten hat. Das Betreuungsangebot etwa ist Sache der 
Länder. Da kann eine Bundesregierung nicht mehr als gut zureden. 
Ebenso, wenn es darum geht, Arbeitgeber zur Rücksicht auf junge 
Eltern anzuhalten. Letzlich hat doch die Entscheidung für Kinder mit 
staatlichen Geldleistungen am wenigsten zu tun. Sondern viel mehr mit
solchen Dingen wie Zukunftsvertrauen, Optimismus, einfach 
Kinderliebe. Was vermag da schon eine Regierung?

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