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NRZ: kommentiert die Papst-Enzyklika: Appell gegen den moralischen Bankrott

Essen (ots)

Ebenso nüchtern wie dramatisch analysiert der
Heilige Vater die Wirklichkeit. Hunger und Flüchtlingselend der 
dritten Welt, die wirtschaftliche Verwahrlosung der reichen Länder 
beschreibt er zu Recht als Skandal und nennt die Schuldigen beim 
Namen: schlechte Banker, verantwortungslose Politiker, gierige 
Manager. Sie haben ihre Glaub-Würdigkeit verspielt. Wer seinen 
Glauben nur in vergängliche Güter investiert, die Wirtschaft vom 
Menschen als Maß aller Dinge trennt, der macht zwangsläufig bankrott;
erst moralisch und dann finanziell. Der Papst erinnert daran, woran 
man mit Herz und Verstand glauben kann. Es sind ewige Werte und die 
werden an keiner Börse der Welt gehandelt.
 Benedikt XVI. belässt es aber nicht bei mahnenden Worten. Politisch 
wie kein Papst der Neuzeit zuvor, fordert er ganz konkret eine 
"Weltautorität" zu schaffen, die den negativen Phänomenen der 
Globalisierung, wie Finanzkrisen, Flüchtlingsströmen und Hungersnöten
Herr werden könnte. Der Heilige Vater ist kein Phantast. Er deutet 
an, dass die Vereinten Nationen zu dieser globalen 
Regulierungs-Instanz werden könnten, wenn die Mächtigen der Welt, die
sich nicht zufällig jetzt in Italien treffen, die UN-Autorität 
akzeptieren würden.
 Nach manch peinlichen Kommunikationspannen hat Benedikt XVI. mit 
seiner politischen Enzyklika einen publizistischen Coup mit perfektem
Timing gelandet. Die Initiative des Papstes wird nun die Agenda des 
G8-Gipfels und sein erstes Treffen mit US-Präsident Obama bestimmen.

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