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NRZ: Der Schaden ist gewaltig
Der Absturz des Dominique Strauss-Kahns

Essen (ots)

Der Vergewaltigungsvorwurf gegen Dominique Strauss-Kahn ist schockierend. Und er überrascht. Dass der für seine gewinnende Art bekannte Franzose auf Gewalt zurückgegriffen haben soll, um Sex mit einer Frau zu haben, mag vielen seiner Bewunderer nicht in den Kopf. Schließlich eilte DSK, so das gängige Kürzel seines Namens, ein solider Ruf als höchst charmanter Schwerenöter voraus.

Tatsächlich war DSK der "Charming Boy" der französischen Politikerklasse - und als solcher galt er später auch auf internationalem Parkett. Mit seinen Affären hat das nichts zu tun, wohl aber mit der einnehmenden Persönlichkeit des perfekt deutsch und englisch parlierenden 62-Jährigen. Der IWF-Chefposten schien wie geschaffen für den eloquenten Wirtschaftsprofessor, der zuvor als Minister seines Landes jede Menge Lorbeeren eingeheimst hatte. Spätestens in der weltweiten Finanzkrise entpuppte sich Strauss-Kahn zudem als äußerst geschickter Krisenmanager.

Trotzdem wird die Unschuldsvermutung, auf die nun sowohl seine Parteigenossen als auch die Bundesregierung pocht, Strauss-Kahn nicht schützen. Daheim nicht, wo er sich als gefährlichster Herausforderer von Nicolas Sarkozy bei den 2012 anstehenden Präsidentschaftswahlen über Nacht aus dem Rennen geworfen sieht. Und auch nicht in Washington, wo sich der IWF keinen Direktor leisten kann, dessen Handlungskraft durch das Ringen gegen eine ihm drohende Gefängnisstrafe beeinträchtigt wird.

Noch ist das letzte Wort in der "Affäre DSK" nicht gesprochen. Doch der Schaden - für Dominique Strauss-Kahn, für Frankreichs Sozialisten und Wähler sowie für den IWF - ist schon jetzt gewaltig. Größer werden kann er kaum; ganz gleich ob sich am Ende herausstellt, dass einem alternden Playboy eine Sicherung durchbrannte oder dass ein fähiger Spitzenpolitiker von internationaler Statur das Opfer einer Intrige wurde.

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