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NRZ: Wulffs weiter Weg - Kommentar zur öffentlichen Entschuldigung des Bundespräsidenten. Von Rüdiger Oppers

Essen (ots)

Der Bundespräsident hat gestern die richtigen Worte gefunden. Gerade noch rechtzeitig. Kurz vor seiner traditionellen Weihnachtsansprache im TV hat er sich bei den Bürgern entschuldigt. Ein schwerer Gang für Christian Wulff, das konnte man ihm ansehen, aber seine persönliche Erklärung war überfällig. Immerhin hat er eingeräumt, dass die Finanzierung seines Hauses fragwürdig war. Warum kommt die Erkenntnis nur so spät? Der Herr Bundespräsident hat die Öffentlichkeit nach der Methode "Salami" informiert. Scheibchenweise wurde bestätigt, was einige Medien lange wussten: Mit dem Geld nimmt es Christian Wulff nicht so genau. Das ist nur menschlich. Der neue Präsident ist nicht mehr als ein Spiegelbild der Gesellschaft.

Doch seine höchste Aufgabe ist es nicht VIP, sondern Vorbild zu sein. Ob er sich sein Haus verdient oder erdienert hat, ist vielleicht gar nicht so wichtig. Wesentlicher ist die Frage, ob er die Wahrheit sagt. In der Politik wird derzeit über kein Thema so viel gesprochen wie über Geld. Die Gier der Märkte, die Finanzkrise, die Zukunft des Euro - zu diesen Themen haben die Deutschen 1000 Fragen, und wenn der Bundespräsident auch nur eine gute Antwort parat hätte, würde sie doch nicht gehört werden, weil er selbst wie ein Finanzjongleur agiert hat.

Gut, dass er selbst die Notbremse gezogen hat. Seine Entschuldigung ist akzeptabel. Amt und Ehre sind aber nur dann gerettet, wenn nicht schon die nächste Enthüllung lauert. Vom Bundespräsidenten wird wie keinem anderen Repräsentanten des Staates erwartet, dass er nicht nur eine weiße Weste hat, sondern dass sie chemisch rein ist. Christian Wulff wusste das, als er kandidierte. Deshalb ist es müßig, über einen modernen Tugendterror in den Medien zu lamentieren; die Bürger wünschen sich wenigstens im höchsten Staatsamt Menschen, zu denen man aufblicken kann, und erinnern sich an Gustav Heinemann oder Richard von Weizsäcker. Haben wir den jetzt den "falschen Präsidenten"? Nein, aber auch nicht den besten. Herr Wulff hat noch einen weiten Weg vor sich, um in sein hohes Amt hineinzuwachsen. Gestern hat er den ersten Schritt dazu gemacht.

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