Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
NRZ: Die Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung schreibt zu zehn Jahre Euro in Deutschland:
Essen (ots)
Liebe auf den ersten Blick war es nie. Und selbst heute, zehn Jahre nach seiner Einführung als Bargeld, hat der Euro längst nicht das Vertrauen der Menschen erobern können, wie es die D-Mark über Jahrzehnte hatte. Tatsächlich lassen die jüngsten Verwerfungen an den Kapitalmärkten mehr und mehr an der Zukunftsfähigkeit des Euro zweifeln. Zumindest wenn man die aktuelle Zusammensetzung der Mitgliedsstaaten der Währungsunion zu Grunde legt. Während man nicht nur hierzulande die D-Mark mit dem deutschen Aufbauwillen, dem Fleiß, dem Ideenreichtum und der Zuverlässigkeit in Verbindung brachte, überwiegt beim Euro eher der Eindruck einer Gemeinschaft, die in Wahrheit gar keine war. Der europäische Einigungsprozess drohte ins Stocken zu geraten. Deshalb wollte die Politik eine gemeinsame Währung als Klammer, um etwas enger zusammen zu bringen, was (noch) gar nicht zusammengehörte. Eine der denkbar schlechtesten Voraussetzungen für den Grundstein einer Währung. Bis heute sind die Auffassungen, die Kulturen, die fiskalischen Voraussetzungen und die ökonomischen Gegebenheiten zu unterschiedlich, um eine wirklich "einheitliche" Währung stützen zu können. Zudem haben gerade bei der Einführung des neuen Geldes einige Dienstleistungsbranchen einen guten Schnitt gemacht. So war es keine Seltenheit, dass die Preise für Speisen und Getränke im Gastgewerbe eins zu eins umgestellt wurden - was praktisch zur Preisverdopplung führte. Ein Grund, warum auch heute noch viele Menschen in D-Mark umrechnen. Aber auch zahlreiche andere Geschäftsleute machten hier kräftig mit. Das ließ den Euro in einem schlechten Licht erscheinen, obwohl nun hierfür wahrlich nicht eine Währung verantwortlich zu machen ist. Die Politik hatte auch hier zu euphorisch, zu blauäugig agiert. Eine strengere Preisüberwachung für einen gewissen Zeitraum hätte dem Euro den Start um ein vielfaches leichter gemacht. Was an Positivem bleibt ist, dass das Reisen innerhalb eines großen Teils von Europa einfacher geworden ist. Kein lästiges Umtauschen oder Umrechnen mehr. Hier lässt sich ein Stück europäische Einheit mit Händen fühlen. Und dennoch braucht, wer viel in der Welt unterwegs ist, immer noch den Dollar. Und seine Ein-Dollar-Noten. Es macht doch viel mehr her, wenn beim Trinkgeld ein Schein den Besitzer wechselt. Eine Euro-Münze in die Hand hinterlässt eher einen mickerigen Eindruck. Die Einführung eines Ein-Euro-Scheines - wie von etlichen unserer Währungspartner gefordert, von deutschen Politikern aber stets abgelehnt - könnte da vielleicht für etwas mehr Liebe sorgen. Und die hat der Euro nach wie vor bitter nötig.
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