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NRZ: Zum Personalabbau bei Thyssen-Krupp - ein Kommentar von LOTHAR PETZOLD
Essen (ots)
Er ist einer der innovativsten und besten Standorte der Welt, wenn's um Stahl geht. Bei Thyssen-Krupp - vor allem in Duisburg und im Ruhrgebiet - wird eine Qualität erzeugt, die global Spitzenklasse ist, die von kaum einem anderen Unternehmen auch nur vergleichsweise erreicht wird. Zudem schreiben die Duisburger Stahlwerker noch schwarze Zahlen. Dennoch sollen Stellen abgebaut werden, Betriebsteile geschlossen werden. Kann das Sinn ergeben? Sinn ergibt, dass im Stahlbereich Kosten gesenkt werden müssen. Denn: Die Euro-Krise hat auf den Märkten tiefe Spuren hinterlassen - und vielfach ist der Stahl involviert. So ist beispielsweise der Autoabsatz in Südeuropa merklich eingebrochen und somit der Absatz an Autoblechen. Ähnlich sieht es auch in anderen Branchen aus. Diese Entwicklung muss ein Konzern bedenken. Vor allem, wenn wie bei Thyssen-Krupp durch wenig glückliche Engagements wie in Brasilien und den USA das Geld gleich milliardenweise verpulvert wurde und sich das Unternehmen derzeit in einer finanziell prekären Lage befindet. Nun wird die Euro-Krise nicht ewig andauern; wirtschaftliche Erholungstendenzen sind schon jetzt spürbar. Auch beim Stahl. So rechnen Experten damit, dass beim Stahlabsatz in Europa in den nächsten Jahren mit einem Wachstum von rund 1,7 Prozent pro Jahr gerechnet werden kann. Allerdings werden sich dabei die Anforderungen an das Produkt ändern. Auf Dauer wird nur die Fertigung von Gütern der allerhöchsten Qualität an einem hochpreisigen Standort wie Deutschland eine Chance haben. Thyssen-Krupp kann solche Produkte fertigen. Die Mitarbeiter haben das nötige Wissen. Und hier liegen Chance und Problem. Trennt man sich jetzt von den Menschen mit dem profunden Fachwissen, werden genau diese Fachkräfte fehlen, wenn die Konjunktur wieder anspringt; mehr und noch bessere Produkte gefragt werden. Und auch die verstärkte Hinwendung des Unternehmens in Richtung eines diversifizierten Industriekonzerns mit einem hohen Maße an zukunftsfähiger Technologie bedarf des "Rohstoffes Stahl". Gerade intelligente Ingenieurleistungen - beispielsweise im Anlagen-, Rohrleitungs- oder Fahrzeugbau - beinhalten in hohem Maße spezielle Stahlprodukte, die nur von hoch qualifizierten Fachleuten gefertigt werden können. Gut ausgebildete Fach-Stahlwerker und qualifizierte, innovative Ingenieure sind Grundstock für die neue Thyssen-Krupp-Richtung. Für den Standort Duisburg heißt dies aber auch, dass keine Kernaggregate und -kapazitäten wie beispielsweise Hochöfen oder Fertigungsstraßen abgeschaltet werden dürfen. Gemeinsam mit den Vertretern der Arbeitnehmer muss hier der richtige Weg eingeschlagen werden. Die Vertreter der Mitarbeiter waren bei den Krisen bei Thyssen-Krupp immer ein kompetenter, innovativer und verlässlicher Partner. Sie haben vor manchem Abenteuer gewarnt und oftmals Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt. Vorstand und Betriebsrat müssen die Zukunft von Thyssen-Krupp auf intelligente Art und Weise finden und umsetzen.
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