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NRZ: Aleppo ist ein Mahnmal - ein Kommentar von JAN JESSEN
Essen (ots)
Die letzten Nachrichten aus dem Ostteil Aleppos waren Botschaften der Verzweiflung, Trauer und der Wut. Aktivisten wandten sich vermutlich ein letztes Mal an die Welt. Ihnen drohen jetzt nach der Rückeroberung durch das Assad-Regime Tod und Folter. Niemals zuvor in der Menschheitsgeschichte konnte die Welt ein so grausames Massaker live und minutiös mitverfolgen. In Aleppo hat sich wie unter einem Brennglas gezeigt, wie wertlos Menschenleben auch im Jahr 2016 sind und wie unfähig die Weltgemeinschaft ist, Konflikte zu lösen. In Aleppo hat der Vernichtungswille einer Kriegspartei über den Vernichtungswillen der anderen gesiegt, weil das syrische Regime von Russland und dem Iran mit aller Gewalt unterstützt wurde. Die Rebellen, unter ihnen auch die aus dem Ausland hochgerüsteten islamistischen Terrormilizen, konnten der geballten Feuerkraft nichts mehr entgegensetzen. Es waren die Zivilisten, Kinder, Frauen, Männer, die am meisten leiden mussten, die hungerten, gnadenlos bombardiert und als menschliche Schutzschilde benutzt wurden. Assad hat in Aleppo einen Sieg errungen, den wichtigsten in diesem Krieg. Es ist aber nicht seiner. Ohne ausländische Hilfe ist er nichts, so wie auch die Rebellen nichts ohne die Unterstützung von außerhalb sind. Es ist ein regional begrenzter Weltkrieg, der sich in Syrien abspielt. Die Welt könnte ihn stoppen. Wer geopolitische Spielchen spielt, wer um Einflusssphären ringt, wer Millionen und Milliarden mit den Waffen verdient, die in Syrien Menschen zerfetzen, der hat kein Interesse am Ende des Krieges. Aleppo ist ein Mahnmal für die unendliche Arroganz der Mächtigen dieser Welt.
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