Neues Deutschland: Tarifeinigung bei der Telekom
Berlin (ots)
Pyrrhussieg
Von Anke Engelmann
Auf der ganzen Linie ist das eingetreten, was manche befürchtet hatten: Arbeitszeitverlängerung bei sinkendem Einkommensniveau? Her damit! Vorgriff auf künftige Tarifrunden? Aber klar doch! Besonders Letzteres, nämlich ein Blanko-Scheck der Gewerkschaft auf die Zukunft, ist ein Politikum sondergleichen. Trotz ausgehandelten verlängerten Kündigungsschutzes, der Einrichtung eines Ausgleichtopfes, um Einkommensreduzierungen abzufedern, und der Einstellung von 4000 Azubis nimmt sich das Ergebnis wie ein Pyrrhus-Sieg aus, so verlustreich, dass er im Grunde eine Niederlage darstellt.
Bleiben eine Menge Fragen. Zum Beispiel, warum ver.di ausgerechnet, wenn es richtig zur Sache geht, den Schwanz einzieht. Schließlich war die Streikbereitschaft groß, die Sympathie bei den Kunden desgleichen. Auch wenn fünf Wochen Streik eine lange Zeit sind: Bestimmt wäre ein anderes, besseres Ergebnis möglich gewesen.
Dreht sich am Ende wirklich alles ums liebe Geld? Bei den Mitarbeitern, die nicht plötzlich weniger verdienen wollten. Bei der Telekom, die nach eigenen Angaben bis zu 900 Millionen Euro spart - sicher bitter nötig bei dem einstigen Staatsgiganten. Was fehlt, ist die politische Auseinandersetzung mit der Umstrukturierung der Arbeitswelt, mit dem Trend, Arbeitsbereiche einfach »outzusorcen«, um Personalkosten herunterzudrücken. Auch ver.di hatte dazu bislang nicht viel zu sagen - und das ist das eigentliche Desaster.
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