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Neues Deutschland: zum 10. Gründungstag der EZB

Berlin (ots)

Lobhudelei war am zehnten Jahrestag der Gründung
der Europäischen Zentralbank (EZB) angesagt. Nur am Rande des 
Festakts gab es besorgte Minen wegen der Finanzkrise sowie der 
steigenden Energie- und Lebensmittelpreise. Und ein potenzieller 
Störenfried wurde genannt: die Arbeitnehmer, falls ihre 
Gewerkschaften auf den Inflationsschub mit höheren Lohnforderungen 
reagieren sollten.
 Die EZB predigt den Beschäftigten - auf der Grundlage ihres 
monetaristischen Credos aus D-Mark-Zeiten - Verzicht. Wichtige 
makroökonomische Ziele wie Wachstum und Beschäftigung prallen an den 
Mauern des gegen demokratische Kontrolle abgeschirmten Euro-Towers 
ab. Dies rächt sich, wie die gegenwärtige Ratlosigkeit zeigt: 
Aufgrund ihres Inflationsziels müssten die Zentralbanker die 
Leitzinsen erhöhen, wegen der Euro-Aufwertung dagegen senken.
 Der Jahrestag hätte Anlass einer kritischen Bestandsaufnahme der EZB
sein müssen. Die Kontrolle der Banken funktioniert nicht, und die 
gepredigte restriktive Finanzpolitik verhindert Inflation nicht. 
Finanzkrisen und Preisschübe ließen sich nur durch eine abgestimmte 
Wirtschaftspolitik in der EU begrenzen - mit höheren Löhnen, 
niedrigeren Zinsen sowie einer Finanzpolitik, die die aufgeblähten 
Gewinne und Vermögen stärker besteuert und die Armut bekämpft. Doch 
die EU-Mitgliedsländer wollen sich ebensowenig hineinreden lassen wie
die EZB. Kein Wunder, dass es viel Lob gab für die Geldpolitik nach 
Gutsherrenart.

Pressekontakt:

Neues Deutschland
Redaktion / CvD

Telefon: 030/29 78 17 21

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