Neues Deutschland: Gruppenbild ohne Helden
Berlin (ots)
Gestern kam eine Einladung des Bundestages an. Es ging um einen »Bildtermin«. Der Verteidigungsausschuss will am Mittwoch Soldatinnen und Soldaten für herausragende Leistungen im Auslandseinsatz ehren. 15 sind eingeladen. Sicher ist kein Angehöriger des Kommandos Spezialkräfte (KSK) dabei. Die Truppe und ihr Treiben sind so geheim, dass nicht einmal Abgeordnete, die den Soldaten den Marschbefehl erteilen, wissen, was die im Ausland tun. Nur wenn sie - wie jüngst - einen schlimmen Taliban-Führer fangen, erfahren wir, was wir erfahren sollen.
So dürftig wie diese Informationen sind auch die Reaktionen unserer Politiker. Dem einen schwillt die Brust, schließlich hat er den Militärs den Weg gewiesen. Dem anderen rutscht das Herz in die Hose, weil Deutschland jetzt womöglich islamistische Terroristen anlockt. Ein dritter nimmt den Erfolg zum Anlass, um mehr Rüstungsausgaben zu verlangen. Jede der Reaktionen ist so unsinnig wie die andere. Zumal alle das Eigentliche unbeachtet lassen: Die Menschen in Afghanistan, denen man angeblich Frieden, Freiheit und Demokratie bringt.
Ganz nebenbei hat die Meldung vom erfolgreichen Taliban-Fangen noch einen anderen Grund. Sie soll das KSK aufwerten. Die Truppe leidet unter Nachwuchsmangel. Es hat sich inzwischen auch unter deutschen Helden herumgesprochen, dass man als »Contractor« wesentlich mehr verdient. Deutsche Söldner sind überall begehrt, wo geschossen wird.
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