Neues Deutschland: Flugbegleiter an sich und für sich
Berlin (ots)
»Lufthansa«. Das stand in den letzten Jahren und Jahrzehnten für Qualität im Luftverkehr, ein bisschen Luxus im Linienflug und freundliches Kabinenpersonal. Der Name stand für viele auch für gute und zukunftssichere Arbeit bei guter Bezahlung. Dementsprechend hoch war über Jahre die Bindung der Beschäftigung an ihr Unternehmen. Sie waren von der Pieke auf dort, waren keine Beschäftigten oder Angestellten, sondern »Lufthanseaten«. Folglich gab es selten Arbeitskämpfe - wozu auch? Doch all das scheint Geschichte. Seit dem heutigen Tag streiken die Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter. Sie tun dies für mehr Geld und höhere Gewinnbeteiligungen. Nach drei Jahren der Nullrunden sind ihre Forderungen berechtigt. Worum es aber zumindest im Hinterkopf auch geht, ist der Kampf um die Arbeitsbedingungen und die Zukunft der eigenen Beschäftigung. In seinen Sparbemühungen, um sich zwischen Billigfliegern und Luxusairlines behaupten zu können, hat es das Unternehmen über Jahre versäumt, die Beschäftigten an Entscheidungen vernünftig zu beteiligen, sie »mitzunehmen«, wie der Betriebsratsvorsitzende gegenüber »nd« sagte - wozu auch? Gegenwehr war ja nicht zu befürchten. Doch das scheint jetzt anders. Aus den Flugbegleiterinnen und Flugbegleitern sind ganz »normale« Beschäftigte geworden, die für ihre Bedingungen kämpfen - mit dem Unterschied allerdings, dass sie sich selber in Zukunft weiter im Brustton der Überzeugung »Lufthanseaten« nennen können wollen. Und die Lufthansa möchte man fast beglückwünschen. Sie hat es über ihre Sparpakete und dem immer wieder geforderten Lohnverzicht binnen weniger Jahre geschafft, sich eine arbeitskampffähige Belegschaft heranzuzüchten. Toll. Wer weiß, ob das die Gewerkschaft alleine hinbekommen hätte. Nebenbei: Ja, ein Streik in der Ferienzeit tut weh, es kann sehr ärgern, wenn der verdiente Urlaub nicht wie geplant beginnen kann. Umso wichtiger ist es, einmal mehr zu betonen, wer meist die Verantwortung für derlei Unbill trägt und gegen wen sich die Wut richten sollte. Und das sind nicht die Beschäftigten, die für ihre legitimen Interessen streiken.
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