neues deutschland: Die VW-Krise wird eingehegt
Berlin (ots)
»600.000 Beschäftigte« - mittlerweile gibt kein Wirtschaftspolitiker oder Vertreter der Autoindustrie mehr ein Statement zum VW-Skandal ab, ohne die große Beschäftigtenzahl des »Weltkonzerns« elegant einfließen zu lassen. Die transportierte Botschaft ist klar: Es gibt viele, viele Arbeitsplätze beim größten Indus- trieunternehmen Deutschlands - und die dürfen bei der Aufklärung der Manipulationen und Umweltverstöße auf keinen Fall aufs Spiel gesetzt werden. Branchenverbandschef Matthias Wissmann warnt, man dürfe nicht die deutsche Dieseltechnologie insgesamt in Frage stellen. Mehrere Tage lang war die Autolobby in eine Art Schockstarre verfallen, jetzt läuft ihr Motor allmählich warm. Die Strategie scheint klar: Da der Rücktritt von VW-Chef Martin Winterkorn ein bisschen Druck vom Kessel nehmen dürfte, geht es nun darum, die Krise einzuhegen. Es gab da böse, böse Schummeleien in den USA, und die paar Verantwortlichen bei VW müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Das war's. Ob der Lobby dies gelingen wird, ist natürlich noch nicht absehbar. Es ist vielen längst klar, dass die Manipulationen in den USA nur die Spitze des Eisbergs sind. Die Krise sollte Anlass für deutsche Autobauer sein, ihr Geschäftsmodell generell zu hinterfragen sowie Umweltvorgaben nicht länger durch Tricksereien und Lobbyismus auszuhebeln. Gerade wer sich um die große Zahl der Mitarbeiter bei VW sorgt, darf sich nicht vor den zentralen Zukunftsfragen drücken.
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