neues deutschland: zu den Abschiebungen nach Afghanistan
Berlin (ots)
Orange bedeutet tot. Blau steht für verletzt. Grün ist die Addition aus beiden. Es geht um Kinder. 923 starben im vergangenen Jahr, 2589 wurden verletzt, verstümmelt, gezeichnet für ihr Leben. Und es geht um ein Land, das 5000 Kilometer vom unsrigen entfernt ist: Afghanistan. Die Zahlen der toten und verletzten Zivilisten, die die UNAMA-Mission Jahr um Jahr in Diagramme fasst, sind vor allem deshalb so quälend, weil die Kurve stetig nach oben geht. Schon lange versucht sich die sogenannte internationale Gemeinschaft, die den nimmer ruhenden Bürgerkrieg am Hindukusch durch die Entsendung von Truppen noch angeheizt hat, sich nicht mehr herauszureden, man habe Mädchen den Schulbesuch ermöglicht und Abwasserbecken gebaut. Jetzt geht es nur noch ums pure Überleben. Das ist Glückssache, denn die Taliban und andere Terrorgruppen operieren landesweit. Was immer das Bundesinnen- und das Außenministerium sagen: Es gibt keine sicheren, geschweige friedlichen Regionen mehr in Afghanistan. Auf nd-Anfrage hieß es gestern aus Bayern: Wenn eine »Vollziehbarkeit« vorliege, werde abgeschoben - Männer, Frauen, Kinder. Man richte sich da nach den Vorgaben des Bundes. Wie fühlt sich jemand, der vom Berliner Schreibtisch aus sichere afghanische Gebiete festlegt? Und kann jemand, der Namen auf die Abschiebelisten schreibt, nach Feierabend unbeschwert mit seinen lachenden Kindern spielen? Orange bedeutet Tod...
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