"neues deutschland": Einstiger Rotarmist und Medizinprofessor Mebel kritisiert Ignoranz Westeuropas gegenüber Leistungen der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg
Berlin (ots)
Moritz Mebel, emeritierter Professor für Urologie an der Berliner Charité, kritisiert eine anhaltende Ignoranz des Westens gegenüber den Verdiensten der Roten Armee im Kampf gegen das Hitler-Regime. "Es wird seit vielen Jahren letztlich so dargestellt, als hätten die Westalliierten mit ihrer Landung in der Normandie am 6. Juni 1944 die Wende im Krieg gebracht", sagte der 97-Jährige im Gespräch mit der Tageszeitung "neues deutschland" (Freitagausgabe). "Den Sieg gegen die Nazis hat aber vor allem die Rote Armee errungen, und die Sowjetunion hat den höchsten Blutzoll bezahlt", sagte Mebel, der 1923 in Erfurt geboren, aber in Moskau aufgewachsen ist. Seine Eltern waren jüdischer Herkunft. Die Mutter, die Mitglied der KPD war, emigrierte mit ihm und seiner Schwester bereits 1932 in die Sowjetunion. Mebel meldete sich 1941 als 18-Jähriger freiwillig zum Militärdienst und kämpfte bis zum Kriegsende in den Reihen der Roten Armee gegen die deutsche Wehrmacht.
Mebel, der in der DDR ein namhafter Spezialist für Nierentransplantationen wurde, wendet sich auch gegen die faktische Gleichsetzung von Nazideutschland und der Sowjetunion unter Stalin, was die Verantwortlichkeit für den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs betrifft. Diese Gleichsetzung war in einer Resolution des Europaparlaments vom September 2019 postuliert worden. Deutschland habe nach Polen 1941 auch die Sowjetunion überfallen und auf ihrem Vernichtungsfeldzug im Osten systematisch Zivilisten ermordet, betonte Mebel. Zudem habe das Hitler-Regime die "fabrikmäßige Vernichtung von Menschen" erfunden. Eine Tante und zwei Cousinen von Mebel wurden 1943 im deutschen Vernichtungslager Auschwitz ermordet. Die Resolution des EU-Parlaments und das wegen der Corona-Pandemie abgebrochene Großmanöver "Defender 2020" von Nato und USA bezeichnete er als "pure Provokation gegenüber Russland".
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