nd.DieWoche zum Doppelsprech von Donald Trump
Berlin (ots)
Dass Politiker*innen Aussagen treffen, die mehrdeutig interpretierbar sind, ist weder ungewöhnlich noch problematisch und quasi Teil des Berufs. Unhaltbar wird es aber, wenn ihre Aussagen nicht nur mehrdeutig sind, sondern auch ihr Gegenteil einschließen.
In den letzten Tagen zeichnete sich der noch amtierende US-Präsident Donald Trump durch solch ein Doppelsprech aus. Die Politikwissen- schaftlerin Natascha Strobl analysierte bereits am Mittwoch ein einminütiges Statement, in dem Trump vermeintlich dazu aufrief, die Gewalt zu beenden. Strobl macht klar, dass dieser Teil des Statements nur zehn Sekunden umfasste, dramaturgisch in der Mitte platziert war, aber in den emotionalen Teilen der Ansprache unterging. Der Kern der Rede unterstützte im Grunde die randalierenden Möchtegern-Umstürzler im Kapitol. Am Folgetag wiederholte Trump diese Art von Manipulation: Vor- dergründig zeigte er sich bereit, das Wahlergebnis nun zu akzeptieren, gab vor, die Nation solle sich wieder einen. In den letzten Sekunden seines Statements aber kam Trump auf den Punkt, den seine Unterstützer hören wollten: "An alle meine wundervollen Unterstützer, ich weiß, ihr seid enttäuscht, aber ich möchte auch, dass ihr wisst: Unsere unglaubliche Rei- se fängt gerade erst an."
Trump braucht längst keine direkten Befehle mehr, um seine Unterstützer dazu zu bringen, im Sinne seines Willens zu agieren. Dieser ist längst und vielfach dokumentiert: Er will dieses Amt nicht räumen. Die von Trump getroffenen Aussagen sorgen zwar dafür, dass dem US-Kon- gress die Argumente dafür fehlen, ihn auf Basis des 25. Zusatzartikels der Verfassung abzusetzen. Ob die erwähnte "unglaubliche Reise" aber etwas anderes meint als die Fortsetzung der Gewalt und einen weiteren Putschversuch, werden die restlichen Tage seiner Amtszeit zeigen.
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