Kommentar zur Wahl von Sahra Wagenknecht zur Spitzenkandidatin der NRW-Linke
Essen (ots)
Ein Buch der Linke-Abgeordneten Sahra Wagenknecht, in dem sie steile Thesen aufstellt, hat den Konflikt innerhalb der nordrhein-westfälischen Linkspartei zum Kochen gebracht - auch bei der Nominierung der Kandidat*innen für die Bundestagswahl. Auf Bundesebene dürfte es weitere Auseinandersetzungen geben. Fans von Wagenknecht und ihre Gegner bekämpfen einander schon lange. Doch so offen wie jetzt wurde kaum einmal gestritten. Auf Facebook sind es Hunderte Kommentare, in denen sich teils prominente Linke seit Tagen gegenseitig Vorwürfe machen.
Man mag von Wagenknechts Thesen halten, was man will - sie sind ein Angriff auf zahlreiche Mitglieder der Partei. Viele oft junge Menschen haben sich in den letzten Jahren der Linken angeschlossen. Sie wurden politisiert in Bewegungen wie Fridays for Future, im Kampf gegen Sexismus und in der antirassistischen Arbeit. Sie haben der Linken, gerade in Nordrhein-Westfalen, einen neuen Schwung gegeben. Linke sind auf der Straße präsent, mischen sich ein, sind ansprechbar. Sie wirken dabei ganz und gar nicht wie eine Truppe, die entweder noch von 1968 träumt oder sich die DDR zurückwünschen würde.
Die Mitglieder müssen zeigen, dass die Linkspartei nicht von gestern ist, dass sie für Klimaschutz, gegen Rassismus und für sexuelle Vielfalt ist. Deswegen sind viele von ihnen so sauer auf Wagenknecht. Was sie vor Ort aufgebaut haben, droht mit einem Buch - und der erneuten Wahl - der Politikerin wieder zerstört zu werden. In der Partei gibt es eine tiefe Spaltung. Wie sie überwunden werden kann, das weiß im Moment wohl niemand. Wenn der Linken dazu nichts einfällt, dann wird sie im Sommer einen bitteren Wahlkampf erleben. Denn es sind oft die von Wagenknecht kritisierten jungen "Lifestyle-Linken", die sich an Infostände stellen, die Plakate aufhängen oder von Haustür zu Haustür ziehen.
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