"nd.DerTag": Lernen, die Bombe zu lieben - Kommentar zu den Forderungen nach EU-eigenen Nuklearwaffen
Berlin (ots)
In seinem Film "Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben" beschrieb Kino-Großmeister Stanley Kubrick ein irres Szenario: Die USA und die Sowjetunion steigern sich, angetrieben von Verschwörungstheorien, in eine vernichtende nukleare Konfrontation.
Man konnte diese Farce in Zeiten der Entspannung für eine böse Satire halten. Das ist vorbei. Wir erleben den schlimmsten Rüstungswettlauf seit Jahrzehnten. Die Militärausgaben steigen erheblich, die Waffenindustrie wird angekurbelt, Politiker rufen nach vielen weiteren Milliarden für die Bundeswehr. Nun ist sogar von einer atomaren Bewaffnung der EU die Rede. Die Europa-Spitzenkandidatin der SPD redet über eine EU-Armee mit Atombomben, der polnische Regierungschef will das französische Nukleararsenal "europäisieren". Das einst mühsam aufgebaute Vertragswerk für Rüstungskontrolle ist ohnehin längst zertrümmert, und niemand redet darüber, wie es wiederbelebt werden könnte.
In Deutschland singt inzwischen eine Koalition von Union über SPD und FDP bis zu den Grünen im Chor der Kriegstüchtigen mit. Sie folgen dem Dirigat des Nato-Generalsekretärs, der fordert, die Wirtschaft auf Kriegsbedarf auszurichten. Das alles führt nur in eine Richtung - näher an den Abgrund. Wer es nicht glaubt, sollte sich Kubricks Film ansehen und sich fragen, wie weit wir von einer solchen Zuspitzung noch entfernt sind.
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