Neues Deutschland: Neues Deutschland kommentiert den SPD-Parteitag
Berlin (ots)
Eine alte schottische Ballade beginnt in der deutschen Übersetzung mit den Worten »Nehmt Abschied, Brüder, ungewiss ist alle Wie- derkehr...«. Es wäre für die SPD vermutlich das derzeit angemesse- nere Lied, um einen Parteitag zu beenden. Aber die Sozialdemokra- ten behaupten äußerlich unerschüttert, dass mit ihnen »die neue Zeit« ziehe und sie dafür »Seit' an Seit'« schreiten würden. Nur was die Disziplin der Delegierten betrifft, stimmt wenigstens letzteres noch. Sie kratzten mit keiner kritischen Anmerkung zu Hartz IV, zur Agenda 2010 oder zum anhaltenden Mitglieder- und Sympathi- santenschwund an der Inszenierung des Parteimanagements. Die- ses versuchte die Botschaft zu vermitteln: Alles ist gut, es kann nur noch besser werden. Zum Klassenersten in Europa bei der Be- kämpfung der Jugendarbeitslosigkeit erklärte Schröder gar seine Regierung. Beifall. Die Wirklichkeit hatte gestern keinen Zutritt im Berliner Estrel. Sicher: eine Partei, der es im Wahlkampf an Selbstvertrauen und Kampfeswillen mangelt, braucht diesen gar nicht erst zu führen. Aber wenn Selbstvertrauen zur bloßen Selbstbeweihräucherung verkommt, wird auch Gottes Rat nichts wenden, den Porsche-Be- triebsrat Uwe Hück vor den begeistert klatschenden Delegierten er- flehte. An die politische Konkurrenz gewandt, meinte Schröder: Die Verpennten von gestern wollten mit ihren alten Rezepten die Pro- bleme von morgen lösen. Wenn wenigstens darin auch Selbstkritik gelegen hätte!
Rückfragen bitte an:
Neues Deutschland
Redaktion/CvD
Telefon: 030/293 90 721 / -713
Original-Content von: nd.DerTag / nd.DieWoche, übermittelt durch news aktuell