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Neues Deutschland: zum Ausgang der Wahlen

Berlin (ots)

Nun simulieren alle ein paar Tage oder Wochen lang
den graden
Rücken. Aber irgendjemand wird sich krümmen müssen.
  Es ist noch mal zu erinnern: Diese vorgezogene Wahl wurde aus-
gerufen, weil der Kanzler der Meinung war, die Verhältnisse im
Bundestag erlaubten kein stabiles Regieren mehr. Nicht nur die ei-
genen Reihen, auch Union und FDP stimmten begeistert zu. Und al-
le zusammen schmissen der Bevölkerung die abgetragenen Kla-
motten vor die Füße - in der Annahme, sie würden sie aufgebügelt
und gut sortiert zurückerhalten. Die Wähler indes entschieden:
Wenn euch die bisherigen Verhältnisse zu kompliziert waren, wir
können sie euch gerne noch komplizierter machen.
  Das verdient ein lautes Bravo! Zwar wäre es verwegen, den
knapp 48 Millionen Wählerstimmen eine kollektive Absicht zu
unterstellen. Dennoch hat der »ideelle Gesamtwähler« - als demo
kratische Summe - am Sonntag ein hohes Maß an Souveränität
und Spielwitz gezeigt. Er verweigerte die simplen Lösungen, weil
er die davon ausgehenden Zumutungen zur Genüge kannte (rot-
grün) und Schlimmeres nicht wollte (schwarz-gelb). Welch eigen-
ständigeres und unbotmäßigeres Verhalten konnten die Wähler
denn an den Tag legen? Welch klügeres Urteil konnten sie unter
den gegebenen Umständen denn fällen, als die Planspiele der Par-
teistrategen gehörig in Unordnung zu bringen? Sie haben sich von
den Koalitionsvorgaben mit der Botschaft emanzipiert: Alles, was
die wollen, wird nicht gut für uns sein. Basta! Nun überlegt euch et-
was anderes!
  Dass dies - jenseits der einzelnen Irrungen der Demoskopen -
nicht voraussehbar war, ist eine Legende. In dieser Zeitung (in an-
deren später auch) stand es am 14.September: Das Entweder-Rot-
grün-oder-Schwarzgelb-Gerede vor der Wahl war eine Farce mit
einstudierten Rollen, aus denen die Akteure erst nach Schließung
der Wahllokale wieder ins Geschäft schlüpfen.
  Und sie werden sich winden, bevor sie sich krümmen. Was vor
der Wahl als »Stillstand« oder »Horror« galt, wird bald als prüf-
bar, dann als neuer Aufbruch gepriesen werden. Aber egal, ob dies
unter Führung der Union oder der SPD passiert, und egal, ob die
Garnitur dazu von FDP und Grünen kommt: Die Politiker werden
nach dieser Wahl ein bisschen länger in Erinnerung behalten, dass
lackierte Arroganz mit einer Quittung rechnen muss. Jetzt haben
sie nur Unzufriedenheit mit ihren Machtspielen geerntet. Wenn sie
darauf nicht stärker Rücksicht nehmen und soziale Gerechtigkeit
erneut ins Nirgendwo versenken, steht hinter dem Horizont jedoch
mehr: der größte »Horror« nämlich, ein dann vielleicht erstmals
mögliches, links geprägtes Reformbündnis. So ist nach der Wahl
schon wieder vor der Wahl.

Rückfragen bitte an:

Neues Deutschland
Redaktion / CvD

Telefon: 030/293 90 721 /-713

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