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Neues Deutschland: zur Debatte um Literaturnobelpreisträger Pinter

Berlin (ots)

Hohl. Trostlos. Sektiererisch. Anachronistisch.
Langweilig. Leer. Eingebildet. Blass. Dumm. Haltlos. Das sind einige 
deutsche Presse-Stimmen zum Nobelpreisträger Harold Pinter. Stimmen 
zum Werk, zur Person. Mit deutlicher Tendenz, die Person klarer als 
das Werk zu umreißen. Man schlägt die Stücke und meint diesen Sack. 
Weil er Den Haags Gerichtshof das Recht abspricht, Milosevic zu 
beurteilen? Weil er Washington eine »bösartige Weltmaschine« nannte? 
Und Blair einen »Arschlecker«? Zu Zeiten übrigens, da deutsche 
Großzeitungen noch heftig mitleckten. Natürlich kann man die 
Entscheidung umstritten nennen. Sie ist es. Aber was einigen arg 
Entsetzten nun gleich das Ende der Nobelpreiskultur bedeutet, zeigt 
doch nur etwas anderes an: dass der jetzige Moment unseres 
Welt-Erlebens ein Augenblick der Aufgewühltheit und des 
katastrophalen Empfindens ist. Der selbst die Ehrwürdigsten in Unruhe
versetzt. Dem Komitee stand der Sinn eher nach Grobianismus als nach 
Lyrik. Das kann im nächsten Jahr anders sein; Balance ist ein 
Weltgesetz. Jetzt aber gibt es Sehnsucht nach der Höchstehrung für 
das Deutliche, Unangepasste. Es wird eh immer zu spät gepriesen. Also
gab Stockholm die Ehre jemandem, der alles andere ist als nobel; 
einem, der gern die Preise verdirbt. Sehr nobel.

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Neues Deutschland
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