Neues Deutschland: zum USA-Besuch von Kanzlerin Merkel
Berlin (ots)
Die Vogelgrippe musste gestern im Stralsunder Rathaus warten. Bush ging vor. Der angekündigte Besuch des USA-Präsidenten im Wahlkreis von Angela Merkel kippte die Tagesordnung der Stadtoberen - und war am Ende noch das konkreteste Ergebnis der zweiten Visite der Bundeskanzlerin im Weißen Haus. So viel bemüht-freundlicher Small Talk, so viel demonstrative Einigkeit waren selten bei deutsch-amerikanischen Begegnungen auf höchster Ebene. Die für ihre besondere Freiheitsliebe von Bush gebauchpinselte Angela Merkel verkniff sich dieses Mal jeden öffentlichen Hinweis auf den Schandfleck Guantanamo, die Freilassung des Deutsch-Türken Murat Kurnaz oder die CIA-Gefangenenflüge via Bundesrepublik. Und auch in Sachen Iran war Schulterschluss angesagt. Die deutsche Kanzlerin gilt in Washington angesichts eines innenpolitisch wohl irreparabel angeschlagenen Tony Blair inzwischen als d i e europäische Adresse, zumal sie in Teheran ebenfalls als potenzielle Vermittlerin gesehen wird. Man darf gespannt sein, wie das gehen soll, wenn ihr ein selbst verordneter Maulkorb offensichtlich sogar verbietet, die Forderung nach einem direkten Dialog über das Atomprogramm zwischen den USA und Iran zu wiederholen. Bush sprach vor allem mit Blick auf Russland und China von der Suche nach einer diplomatischen Lösung, ließ sich aber die Hintertür für einen Alleingang der Supermacht offen. Auch die transatlantische Harmonie kennt Grenzen.
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