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Neues Deutschland: SPD-Parteitag

Berlin (ots)

Der Widerspruch, in dem sich die SPD mittlerweile
ganz leidlich eingerichtet hat, hat diesen Parteitag wie andere  
sanft begleitet - der zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Die von 
raschen Führungswechseln geplagte Partei ist schon froh, auf eine 
Phase der eigenen Stabilität hoffen zu können. Das ist ihr zu gönnen,
weil selbst das Leid von Parteivorsitzenden Leid ist und als solches 
Mitleid verdient. Wenngleich es an dem Widerspruch nichts ändert.
 Der Anspruch auf den gefühligen Titel »Sozialstaatspartei« 
kollidiert mit dem gefühlten Unrecht der kleinen Leute, deren 
Interessen man im Munde führt, um sie dann regelmäßig aus dem Auge zu
verlieren. Zu Recht haben Parteilinke wie nun am Sonntag auch Kurt 
Beck, der als ein solcher nicht zu bezeichnen ist, vom drohenden 
Verlust an Glaubwürdigkeit gewarnt, der aus diesem Widerspruch 
unweigerlich folgt. Zu Unrecht allerdings, was das Drohende angeht. 
Der Verlust an Glaubwürdigkeit ist längst Realität. Mehr noch als 
Wählerumfragen zeigt dies eine Zahl: Die Partei hat in den letzten 
Jahren 37 Prozent ihrer Mitglieder verloren.
 Ganz egal ist es nicht, welcher Vorsitzende einer Partei wie 
der SPD vorsteht. Aber aus einigen sozialdemokratischen Losungen wird
noch keine soziale Lösung. Obigen Widerspruch hat Beck nicht gelöst. 
Insofern ist der Auftritt des neuen Chefs noch keine Werbung für die 
SPD, sondern Becks Werbung. Der Mann ist schließlich nicht neu.

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