Neues Deutschland: Zu Italien
Berlin (ots)
Romano Prodi kennt das Gefühl, er ist zum dritten Mal als Regierungschef zurückgetreten, nach nur neun Monaten. Beides ist kein Rekord. Giulio Andreotti brachte es auf sieben Amtszeiten, ein Mal dauerte sie nur acht Tage. Der Senator auf Lebenszeit hat auch großen Anteil an Prodis jüngstem Sturz: Im Gegensatz zu bisherigen Voten verweigerte er dem Mitte-Links-Bündnis die Zustimmung, als es jetzt um den außenpolitischen Kurs Roms ging. Schlagzeilen aber machen die Nein-Stimmen jener kommunistischen Senatoren, die z.B. den Afghanistan-Einsatz aus guten Gründen ablehnen, aber Teil des Regierungslagers sind. Dort ist man nun um Schadensbegrenzung bemüht, denn am Weiterregieren sind Rifondazione comunista und PdCI ebenfalls interessiert. Bei aller Zerrissenheit in Einzelfragen ist es Prodis bunter Truppe durchaus auch gelungen, das gemeinsame Reformprojekt voranzubringen. Und als Alternative droht die Rückkehr Berlusconis. Selbst im rechten Lager, wo man im Vorjahr mit einem speziellen Wahlgesetz instabile Mehrheiten praktisch programmiert hat, sind nicht alle auf Neuwahlen erpicht. So spricht manches dafür, dass Prodi eine zweite Chance erhält. Doch ob er oder ein anderer Mitte-Links-Politiker - die Kräfteverhältnisse würden sich nur ändern, wenn die bisherige Regierungskoalition Zuwachs durch Berlusconi-Abtrünnige erhielte. Das Problem mit den linken Überzeugungen in Zeiten der Regierungsbeteiligung allerdings bliebe.
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