Neues Deutschland: zur Klima-Entscheidung des EU-Gipfels
Berlin (ots)
Wenn FDP, SPD und die Union einmütig einen Kompromiss zum Klimaschutz als »Durchbruch« loben, sollte man wohl genauer hinsehen. Und beim näheren Hinsehen erweist sich der große Durchbruch gerademal als Bestätigung eines Teils der windelweichen Vorgaben, die die Europäische Kommission vor Wochen vorgestellt hatte. Jenseits aller »wenns« also die Verpflichtung, bis 2020 die CO2-Emissionen gegenüber 1990 um ein Fünftel zu senken und ein Mindestanteil von zehn Prozent Biosprit bei Autos. Der Rest bleibt schwammig. Schon vom festen Anteil erneuerbarer Energiequellen für die Versorgung bleiben nur »differenzierte nationale Gesamtziele«, hinter denen sich die atomaren Vorlieben Frankreichs und einiger baltischer Länder genauso verbergen wie der ohnehin schon höhere Anteil solcher Quellen in Schweden, Finnland oder Österreich. Das ist höchst ärgerlich. Die atomare Option mag geeignet sein, mittelfristig eine Zeitlang von Öl und Erdgas unabhängig zu machen, doch für die CO2-Reduktion der nächsten zwölf Jahre bringt sie mit ihren langen Planungs- und Bauzeiten praktisch nichts. Da wären von Windmühlen, heimischer Biomasse und vor allem sparsamerem Verbrauch in Wirtschaft, Haushalt und Verkehr deutlich mehr und nachhaltige Effekte zu erwarten. Doch leider versagen ja schon bei Tempolimit und Verbrauchsobergrenzen die naturwissenschaftlichen Einsichten der Physikerin und Ratsvorsitzenden Merkel. Das Schlimmste allerdings ist, dass sich die Europäer trotzdem als Vorreiter beim Klimaschutz feiern lassen können. Denn weltweit geht der allenfalls mit Schneckentempo voran.
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