Neues Deutschland: Zu Afghanistan
Berlin (ots)
Wirfst du tausend Bomben in Afghanistan, kille ich zwei, drei oder mehr Menschen in Kitzbühel. Oder auf Sylt. Je nach touristenträchtiger Jahreszeit. Auch das versteht man unter asymmetrischer Kriegsführung. Ziemlich sicher dürfte in all dem Irrsinn sein: Die, die deshalb sterben müssen, heißen weder bin Laden noch Bush. Dem Irrsinn sind politisch keine Grenzen gesetzt. Nicht einmal zeitliche. So hat der SPD-Chef im Bundestag, Peter Struck, am Wochenende leider zutreffend prognostiziert, dass deutsche Soldaten auch in den nächsten zehn Jahren - so seine vorsichtige Aussage - in Afghanistan »stehen« werden. Man könnte jetzt mathematisch hochrechnen, wie viele Nachbarn - hier wie da - »daran glauben« müssen, damit durch all den Irrsinn die jeweiligen angeblich lebenswerten Werte verteidigt werden können. Auch wenn das alles simpler menschlicher Vernunft widerspricht. Und nicht nur der. Auch die innere gesellschaftspolitische Logik, die im sicherheits〜strategischen Weißbuch der Bundesregierung festgehalten ist, wünscht sich global-militärische Einsätze anders. So wie in Kongo: Rein, bejubeln lassen, wieder raus, abermals Beifall für militärpolitisch kluges Agieren. Afghanistan ist anders. Eben asymmetrisch. Wohl auch, weil man dort nicht Herr seiner eigenen Interessen, sondern nur ein Stück Schutztruppe für US-Ambitionen ist. So ist man von echter europäischer Außen- und Sicherheitspolitik meilenweit entfernt.
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