Deutscher Berufs- und Erwerbsimkerbund e.V.
Zum Tag der deutschen Imkerei: Verwirrung bei Bienenhonig - Berufsimkerlabel schafft Sicherheit
Immer mehr Verwirrung bei Bienenhonig
Das Label der Berufsimker schafft Sicherheit
Fast jedes zweite in die EU importierte Honigprodukt ist verfälscht. Jetzt kommt zusätzlich noch Kunsthonig aus dem Labor ins Spiel. Als Verbraucher wird man zunehmend verwirrt. Wie das Label der Berufsimker helfen kann.
Von Janine Fritsch, DBIB
Eine massive Zunahme gepanschter Honigimporte stellte der EU-Kontrollbericht im vergangenen März fest. Fast jedes zweite Glas ist mit Zuckersirup gestreckt. Doch künftig kommt es noch dicker: Künstlicher, im Labor aus gentechnisch veränderten Bakterien erzeugter „bienenfreier Honig“ soll das Leben von Millionen Bienen retten. Und das ist kein Scherz: Genau damit wirbt ein israelisches Startup.
Kunsthonig rettet keine Bienen
Kunsthonig als Creme aus invertierter Saccharose gibt es zwar schon lange – aber er wurde nie als Honig bezeichnet oder ihm gleichgestellt. Diese Invertzuckercreme war einfach ein Ersatzprodukt in wirtschaftlich knappen Zeiten, wie nach dem Krieg. Dass Fälschungen und Kunstprodukte jetzt verschärft den Markt fluten, liegt am gestiegenen Honigbedarf, nicht an zu wenig Bienen. Die Gesamtzahl an Bienenvölkern schätzte die Welternährungsorganisation (FAO) für das Jahr 2021 auf rund 101,6 Millionen. In Deutschland ist die Menge an Bienenvölkern mit etwa einer Million seit mehreren Jahren ungefähr konstant. Und damit auch die Honigernte. Dass Imker dabei die Bienen ausbeuten, schädigen und sogar ihr Leben bedrohen, wird in dem Imagefilm des Startups einfach behauptet. Damit bezeichnen sie ihr neuartiges Produkt, das von genmanipulierten Bakterien hergestellt wird, als „bienenfreien Honig“ und stellen ihn als Lösung gegen das Bienensterben dar. Weiter entfernt von der Wirklichkeit geht es kaum.
Honig: wertvoller als süße Creme
In Deutschland dürfte das Produkt schon gar nicht als Honig bezeichnet werden. Denn mit der Honigverordnung ist der Begriff genau definiert: Honig entsteht, indem Bienen Blütennektar und Pflanzensekrete aufnehmen, durch eigene Stoffe umwandeln, in Waben speichern und reifen lassen. Der Imker entnimmt dann nur den reifen Honig aus den Waben und darf nichts entfernen oder hinzufügen.
Und damit liegen zwei Aspekte, die Honig so einzigartig machen, klar auf der Hand: Zum einen die wertvollen Stoffe, die aus dem Pflanzennektar und von den Bienen selbst stammen, wie Enzyme, Vitamine, Mineralstoffe und unterschiedlichste Aromen aus der Natur. Das alles fehlt dem Kunsthonig. Zum anderen bekommen wir die für Landwirtschaft und Ernährung so wichtige Bestäubungsleistung der Bienen gratis dazu. Sie erledigen sie bei ihren Sammelflügen von Blüte zu Blüte so nebenbei mit.
Imker versorgen und pflegen Bienen
Dass es den Bienen dabei gut geht, sie gesund über den Winter kommen, bei Schlechtwetterperioden oder zeitweisen Nahrungslücken in monotonen Landschaften, trotzdem gefüttert und gegen Krankheiten oder Parasiten behandelt werden, dafür sorgen bei uns die Imker. In Wirklichkeit ist es nämlich genau umgekehrt als es der Imagefilm für den Kunsthonig suggeriert: Ohne Imker würden wir sehr bald große Mengen an Bienenvölkern verlieren.
Ohne Bienenhonig keine Bienenhaltung
Denn ohne den Markt für echten Bienenhonig gäbe es für Imker, die davon leben, auch keinen Grund Bienen zu halten. Damit fiele auch die Bestäubungsleistung weg und die Landwirtschaft bekäme große Probleme mit Menge und Qualität ihrer Früchte. „Bienenfreier Honig“ gefährdet also nicht nur das Überleben der Bienen, sondern auch das ganzer Berufszweige und Industrien. Denn die großen Mengen an Bienenvölkern werden vor allem von Berufs- und Nebenerwerbsimker versorgt. Sie machen zwar nur rund vier Prozent aller deutschen Imker aus, halten dabei aber über die Hälfte der Bienen.
Label der Berufsimker: Gütesiegel auf dem Etikett
Für Verbraucher ist das wiederum ein ganz klarer Vorteil. Nur Berufsimker werden bei der Honigerzeugung regelmäßig und sehr streng kontrolliert. Die Anforderungen an die Hygiene bei der Erzeugung und an die Qualität und Reinheit des Produkts sind hoch. Die Betriebe werden mindestens alle drei Jahre vor Ort geprüft, Bioimkereien jährlich. „Das ist ein Unterschied zum Hobbyimker.“ sagt Annette Seehaus-Arnold, Präsidentin des Deutschen Berufs und Erwebs Imkerbunds. Im Freizeitbereich wird auch kontrolliert, aber nur stichprobenartig. Bei über 130.000 Freizeitimkern ist das auch gar nicht leistbar. „Wir wollen, dass unser Verbandssiegel als Qualitätsgarantie auf dem Etikett unserer Mitgliederbetriebe steht. Es muss bekannt werden. Das wäre zumindest ein guter Anfang, um dem Verbraucher zu helfen“. Honig und Honigprodukte deutscher Erwerbsimker unterliegen nicht nur Kontrollen, die Imker sind auch mit Lehrgängen und Prüfungen hygienezertifiziert. Auch das unterscheidet sie vom Freizeitimker, der den Honig theoretisch im Bauwagen, der Garage oder im Gartenschuppen schleudern kann. Die meisten tun das sicher nicht, aber kontrolliert wird eben kaum. Auf das Siegel der Berufsimker können sich Kunden verlassen, genauso wie auf die Bio-Label von Bioland oder Naturland. „Wir Berufsimker sind sehr stolz auf unsere Arbeit und wir lieben unsere Tiere und die Natur,“ sagt Seehaus-Arnold. „Wer bereit ist, etwas mehr für deutschen Honig zu bezahlen, erhält ein sicheres, echtes Produkt und weiß, dass er Tiere und Umwelt hier in unserer Region gleich mit unterstützt. Das muss besser vermittelt werden.“
Erste Wahl ist regional
Der Wert regionaler Erzeugung wird uns mit Fälschungen und Kunstprodukten immer öfter vor Augen geführt. Wer echte und unverfälschte Lebensmittel will, der kauft also besser vor Ort direkt beim Hersteller, dem er vertraut. So ist er sicher, bevor er das Geld ausgibt. Als einfacher Wegweiser für den Verbraucher kann das Label des Deutschen Berufs- und Erwerbs Imker Bunds – DBIB – auf dem Honigetikett helfen.
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Autor: Janine Fritsch, janine.fritsch@berufsimker.de, 0172 8246210
19.6.2023 / 5.900 Zeichen
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