Deutschlands Führungskräfte setzen auf Verantwortung und Vertrauen, sehen aber Umsetzungsdefizite im Firmenalltag
Bonn (ots)
Studie der Wertekommission zeigt klare Absage an absolutistische und egomanische Führungsstile in Wirtschaft und Politik
Führungskräftebefragung 2016 der Wertekommission - Initiative Werte Bewusste Führung e. V.: Verantwortung und Vertrauen sind für Führungskräfte in Deutschland am wichtigsten
Flüchtlingsströme, Terroranschläge, Volksabstimmungen gegen das Erfolgsmodell Europa - die politischen und gesellschaftlichen Ereignisse der vergangenen zwölf Monate zeigen, dass sich das Umfeld, in dem Politik und Wirtschaft national wie international agieren, deutlich verändert.
Inmitten solch hoher Volatilität und zunehmender Unübersichtlichkeit hat die Wertekommission - Initiative Werte Bewusste Führung e.V. erneut den "Wertepuls" von Führungskräften in Deutschland gemessen und nachgefragt, an welchen Werten sie ihr Handeln ausrichten und welche Werte sie in Unternehmen einfordern. Die Studie wurde gemeinsam von der Wertekommission und der TUM School of Management der TU München durchgeführt.
Danach sind Verantwortung und Vertrauen in den Augen von Führungskräften in Deutschland nahezu gleichauf die wichtigsten Werte, gefolgt von Integrität. Wenn sich die Kernwerte in der gelebten bzw. erlebten Führungskultur widerspiegeln, steigen zugleich die intrinsische Motivation und die Zufriedenheit mit der eigenen Situation im Unternehmen. Damit korrespondiert, dass - wie schon in vorigen Untersuchungen - auch in der aktuellen Befragung die HR-Orientierung (Fokus auf Wertschätzung und Entwicklung von Führungskräften und Mitarbeitern) von den Teilnehmern als die für sie persönlich wichtigste Wertedimension genannt wird.
Die heute vorgestellte, von der Stiftung Initiative Werte Stipendium geförderte Befragung, ist die achte dieser Art der Wertekommission. Teilgenommen haben rund 670 Führungskräfte aus Deutschland, davon knapp 80 Prozent aus dem mittleren oder dem Top- Management. Bei der diesjährigen Befragung stand neben der Einstellung der Führungskräfte zu den sechs Kernwerten der Wertekommission (Vertrauen, Verantwortung, Integrität, Respekt, Mut und Nachhaltigkeit) sowie den persönlichen Präferenzen der Befragten in Bezug auf die zentralen Wertedimensionen HR-Orientierung, Innovationsstreben, Leistungsorientierung und Interne Stabilität erstmals auch die persönlichen Werte und Grundeinstellungen in Hinsicht auf das eigene Führungsverhalten im Zentrum.
Schädliche Wertediskrepanz
Neben dem Fokus auf Zusammenhalt, Fairness und Teamwork nennen die Managerinnen und Manager Innovationsstreben als bevorzugten Wert im Unternehmenskontext. Hier setzen die Führungskräfte allerdings ein selbstkritisches "Aber": Denn obgleich der Wert in Unternehmen vergleichsweise häufig als besonders charakteristisch für die Unternehmenskultur angesehen wird, klafft eine auffällig große Lücke zwischen den präferierten und tatsächlich ausgeprägten Werten im Unternehmen. "Aus den Daten lässt sich der klare Appell der Führungskräfte an die Unternehmen herauslesen, sich stärker an Fairness und Innovationsstreben als zentrale Werte zu orientieren", erläutert Prof. Dr. Ludger Heidbrink, Vorstandsmitglied der Wertekommission.
Werte-Dreiklang: Vertrauen, Verantwortung, Integrität
Wie bei allen vorangegangenen Erhebungen wurden die Führungskräfte auch in der aktuellen Ausgabe zu den sechs Kernwerten der Wertekommission befragt. Dabei zeigte sich gegenüber dem Vorjahr eine Verschiebung: Wurde 2015 noch der Wert Vertrauen als wichtigster Wert genannt, so war es diesmal Verantwortung - beide Werte haben aktuell nahezu gleichrangige Bedeutung für die Führungskräfte. Integrität belegt den dritten Platz. Die übrigen Werte folgten in unveränderter Reihenfolge dahinter (Respekt, Nachhaltigkeit, Mut).
"Das erneut klare Bekenntnis deutscher Führungskräfte zur eigenen und allgemeinen Verantwortung und zum Vertrauen zeigt, dass Werte im deutschen Management stabil und nachhaltig sind. Dass die befragten Managerinnen und Manager sich damit gegen absolutistische und egomanische, von Selbstsucht getriebene Anführer stellen, ist im Jahr 2016 sicherlich ein ermutigendes Zeichen", sagt Sven Korndörffer, Vorsitzender des Vorstands der Wertekommission.
Über die Führungskräftebefragungen der Wertekommission
Die seit 2006 regelmäßig von der Wertekommission durchgeführten Führungskräftebefragungen dienen dem Ziel, das Denken und Handeln der Entscheider in der Wirtschaft zum Thema Werte transparent zu machen. Mit ihrer Mischung aus sich wiederholenden Fragen zum Werteverständnis und wechselnden Fragen zu jeweils aktuellen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Themen im Kontext der Wertedebatte sind die Führungskräftebefragungen der Wertekommission in Deutschland eine in dieser Form einmalige Quelle, wenn es um die Entwicklung des Werteverständnisses in der deutschen Wirtschaft geht. Die detaillierten Ergebnisse der aktuellen Führungskräftebefragung sind wie diejenigen der früheren Befragungen auf der Website der Wertekommission einsehbar (www.wertekommission.de).
Über die Wertekommission
Seit der Aufnahme ihrer Arbeit im Jahr 2005 ist der Begriff "Wertekommission" zu einem Markenzeichen geworden. Der Untertitel "Initiative Werte Bewusste Führung" macht das Anliegen des Vereins noch klarer: Die Wertekommission, die auf dem ehrenamtlichen Engagement von Führungskräften aus verschiedenen deutschen Unternehmen und Institutionen basiert, tritt dafür ein, dass sich Werte als Grundlage modernen Managements und erfolgreicher Führung durchsetzen. Die von der Wertekommission definierten sechs Kernwerte sind Vertrauen, Verantwortung, Integrität, Respekt, Mut und Nachhaltigkeit. Sie wurden auf mittlerweile 50 so genannten Werteforen intensiv diskutiert und geschärft, neu gefasst und wieder überarbeitet. Die sechs Kernwerte bilden die Grundlage der Arbeit der Wertekommission, die neben den Werteforen Führungskräftebefragungen initiiert und Bücher zum Thema Werteorientierung publiziert.
Über die Professur für Forschungs- und Wissenschaftsmanagement der TUM
Die diesjährige Befragung wurde durch die Professur für Forschungs- und Wissenschaftsmanagement der TUM School of Management der Technischen Universität München wissenschaftlich begleitet. Neben der Erforschung und Steigerung der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit von Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen liegt ein inhaltlicher Schwerpunkt der Professur auf der Erforschung und Professionalisierung von Mitarbeiterführung in den unterschiedlichsten Kontexten. In enger Vernetzung mit Partnern aus der Wirtschaft widmen sich die Forscher und Forscherinnen der Professur dabei besonders auch den ethischen Fragen und Implikationen, welche in Zusammenhang mit der erfolgreichen Führung von Beschäftigten und Teams auftreten.
Pressekontakt:
Sven H. Korndörffer, Tel. 0172 2913333 (Vorstandsvorsitzender
Wertekommission)
Prof. Dr. Ludger Heidbrink, Tel. 0171 8362733 (Lehrstuhl für
Praktische Philosophie, Universität Kiel)
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