Internationales Motorpressekolloquium in Boxberg: Bosch-Technik macht Autos weltweit noch sicherer, sauberer und sparsamer
Vision: emissionsarm und unfallfrei fahren
Stuttgart (ots)
- Hohe Vorleistungen für Forschung und Entwicklung zahlen sich aus - Verschärfte Umweltvorschriften sorgen weltweit für steigende Nachfrage nach besonders effizienten Autoantrieben und nach Abgasnachbehandlung - Weniger Unfälle, verminderte Unfallfolgen dank Vernetzung von Sicherheitssystemen - Bosch plant bis zum Jahr 2010 rund eine Milliarde Euro Umsatz mit der Ausrüstung von Low Price Vehicles
Die Bosch-Gruppe erwartet aufgrund der weltweit steigenden Nachfrage nach sicheren, sauberen und sparsamen Fahrzeugen positive Effekte für das eigene Kraftfahrzeug-Zulieferergeschäft: "Wir verfügen über eine Vielzahl von Produkten und Entwicklungen, die Schadstoffemissionen weiter deutlich senken helfen und gleichzeitig die Sicherheit messbar erhöhen. Deswegen erwarten wir in den kommenden Jahren einen wesentlichen Schub für unser weltweites Geschäft", sagte Dr. Bernd Bohr, Bosch-Geschäftsführer und Vorsitzender des Unternehmensbereichs Kraftfahrzeugtechnik, auf dem 58. Internationalen Motorpressekolloquium in Boxberg. Insbesondere die fortdauernd hohen Vorleistungen für Forschung und Entwicklung zahlen sich aus: "Wir haben die richtigen Technologiefelder besetzt. Mit unseren innovativen Technologien sind wir in der Lage, die Zukunft des Automobils in vielen Schlüsselbereichen maßgeblich mit zu gestalten", so Bohr.
Im Mittelpunkt des Motorpressekolloquiums, an dem insgesamt rund 350 Journalisten aus 35 Ländern teilnahmen, standen die Themen Antriebs- und Abgasnachbehandlungssysteme, Sicherheits- und Komfortsysteme sowie Produktkonzepte für den stark wachsenden Markt der Niedrigpreisfahrzeuge, so genannter Low Price Vehicles. "Wir sind als unabhängiger, global tätiger und innovativer Systemlieferant gut aufgestellt, um komplexe Technologien für Umweltschutz und Sicherheit zusammen mit unseren Kunden weltweit auf die Straße zu bringen. In unserem Slogan 'Technik fürs Leben' bringen wir diese Mission auf den Punkt", so Bohr.
Hohe Vorleistungen für die Autos der Zukunft Innovationen haben für Bosch traditionell hohe Priorität: Für Forschung und Entwicklung hat das Unternehmen im Jahr 2006 allein im Unternehmensbereich Kraftfahrzeugtechnik mehr als 2,7 Milliarden Euro aufgewendet. Dies entspricht rund zehn Prozent des Umsatzes in diesem Bereich von 27,2 Milliarden Euro - ein Anteil, der weit über dem Durchschnitt der Branche liegt. Auch im Jahr 2007 sollen die Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen erneut bei rund zehn Prozent vom Umsatz liegen. Nahezu die Hälfte dieser Zukunftsausgaben kommt Systemen zugute, die unmittelbar dazu beitragen, Umwelt und Ressourcen zu schonen. Bohr: "Langfristig muss es unser Ziel sein, das Autofahren Schritt für Schritt noch kohlendioxidärmer zu machen. Deswegen beschäftigen wir uns beispielsweise auch mit der Anpassung unserer Einspritzsysteme an Biokraftstoffe, mit Brennstoffzellen-Technik oder dem batteriegestützten Autoantrieb."
Bohr unterstrich in diesem Zusammenhang, dass die Automobilzulieferer in zunehmendem Maße hohe Zukunftsausgaben schultern müssen. "Beide Seiten, Zulieferer wie Automobilhersteller, müssen sich als Innovationspartner verstehen. Solche Partnerschaft setzt langfristiges Denken voraus, aber auch die Einsicht, dass sich Entwicklungskosten nicht erst in ferner Zukunft rechnen dürfen", so Bohr.
Für 2007 erwartet das Unternehmen für das Automobil-Zulieferergeschäft währungsbereinigt ein Umsatzplus von rund vier Prozent. Der Unternehmensbereich Kraftfahrzeugtechnik trägt rund 62 Prozent zum Gesamtumsatz der Bosch-Gruppe bei. An 120 Standorten in 25 Ländern arbeiten gut 160 000 Mitarbeiter für diesen Bereich. Nahezu 19 000 Ingenieure sind in 50 Entwicklungszentren weltweit aktiv.
Kleiner Preis, großes Wachstum: Neue Produkte für Niedrigpreisautos Regionale Wachstumstreiber sind vor allem die Schwellenländer Asiens. Dort wächst die Automobilproduktion im Schnitt der kommenden acht Jahre voraussichtlich um rund sechs Prozent, während sie in den etablierten Herstellerregionen Nordamerika und Westeuropa voraussichtlich nur ein Prozent zulegen wird. "Wir werden uns auf diesen Strukturwandel einstellen, indem wir mit Innovationen weiterhin jede Wachstumschance in den herkömmlichen Industrieländern nutzen, zugleich aber unsere bereits sehr früh vorgenommenen Investitionen in die neuen Wachstumsmärkte weiter aufstocken - auch mit noch mehr Fertigung und Entwicklung", so Bohr. Eine solide Basis hat Bosch bereits geschaffen: "Heute schon produzieren wir in China jährlich mehr als sieben Millionen Benzineinspritzventile und mehr als eine Million Benzinpumpen", sagte Peter Pang, verantwortlich für das China-Geschäft bei Bosch. Hierbei hat Bosch vor allem auch das stark wachsende Segment der Niedrigpreisautos - so genannter Low Price Vehicles - im Visier. Der Absatz von Autos, deren Nettopreis weniger als 7 000 Euro beträgt, steigt bis zum Jahr 2014 voraussichtlich um fünf Prozent pro Jahr - und damit mehr als doppelt so stark wie der Absatz anderer Fahrzeuge.
"Wir erwarten, dass wir im Jahr 2010 eine Milliarde Euro Umsatz mit der Ausrüstung von Low Price Vehicles realisieren", so Bohr. Das entspräche einem Marktanteil von rund 25 Prozent in diesem Segment. "Wer als Zulieferer an diesem starken Wachstum teilnehmen will, muss sich allerdings auf neue Anforderungen einstellen - technisch, aber auch preislich", sagte Wolf-Henning Scheider, Vorsitzender des Bereichsvorstands Gasoline Systems (Benzinsysteme). Als Beispiel nannte er die "Value Motronic", eine neue Steuergeräte-Plattform für Benzinmotoren, deren Entwicklungs- und Herstellungskosten von Anfang an auf ein Minimum ausgelegt wurden. Damit lohnt sich für Bosch die Erschließung dieses neuen Marktsegments gleich doppelt: "Wir verfügen über wettbewerbsfähige Produkte und können die gewonnenen Erkenntnisse auch in die Produktentwicklung für andere Fahrzeugklassen einfließen lassen", so Scheider.
Effiziente Antriebssysteme sparen Geld und schonen die Umwelt Wachstumsimpulse erwartet Bosch auch aufgrund der weltweit verschärften Umweltvorschriften. Bosch stellt sich auf eine wachsende Nachfrage nach sauberen und sparsamen Technologien entsprechend ein: "Mit unseren Ingenieuren vor Ort entwickeln wir passende Lösungen für alle Teile der Triade", so Bohr. Beispiel Diesel: Die schärfer werdenden Abgasnormen in den asiatischen Schwellenländern machen für den Diesel eine elektronisch geregelte Einspritzung notwendig. Folglich soll der Absatz von Common-Rail-Einspritzsystemen in Indien und China von 200 000 Systemen im Jahr 2007 auf 2,6 Millionen Systeme im Jahr 2010 steigen. Auch in den USA schafft Bosch die technischen Voraussetzungen, um dem Diesel-Pkw in den kommenden Jahren zum Durchbruch zu verhelfen: Mit Hilfe des AdBlue-Dosiersystems Denoxtronic soll bereits im Jahr 2008 die strenge Abgasnorm US07 Tier2 BIN5 erfüllt werden. "Wegen seiner Sauberkeit und Sparsamkeit steht das Thema Clean Diesel in Amerika derzeit ganz oben auf der Agenda", sagte Christopher Qualters, Direktor Diesel-Verkauf in den USA. Bosch arbeitet derzeit mit europäischen, amerikanischen und asiatischen Kunden an Diesel-Projekten für die USA. Einen steigenden Dieselanteil erwartet Bosch aufgrund strengerer Kohlendioxid-Grenzwerte auch für Europa. Moderne Selbstzünder mit Direkteinspritzung verbrauchen gut 30 Prozent weniger Kraftstoff und emittieren rund 25 Prozent weniger CO2 als vergleichbare Benzinmotoren mit Saugrohreinspritzung. "Bosch entwickelt darüber hinaus das Diesel-Motormanagement weiter, was beim ohnehin schon sparsamen Selbstzünder zu einer weiteren Reduktion des Kohlendioxidausstoßes um bis zu zehn Prozent führen wird", sagte Dr. Rolf Leonhard, Bereichsvorstand im Geschäftsbereich Diesel Systems.
Gleichzeitig arbeitet das Unternehmen intensiv an der weiteren Optimierung des Ottomotors: Die zweite Generation der Benzindirekteinspritzung von Bosch ermöglicht im Zusammenspiel mit Turboaufladung kleinere Motoren. Dieses "Downsizing" bedeutet: Dieselbe Leistung bei weniger Hubraum und eine CO2-Ersparnis von rund 15 Prozent gegenüber konventionellen Saugrohreinspritzern. Bosch liefert im Jahr 2007 rund 900 000 Systeme der Benzindirekteinspritzung - 2010 werden es voraussichtlich bereits mehr als zwei Millionen Systeme sein. Potenzial sieht Bosch auch für den Hybrid, also der Verbindung von Verbrennungs- und Elektromotor: "Wir haben sowohl für den Benzin-Hybrid als auch für den Diesel-Hybrid entsprechende Serienaufträge erhalten", sagte Bohr. "Wie vielseitig wir unterwegs sind, zeigen auch unsere Komponenten für den Erdgasantrieb sowie die Flexfuel-Motorsteuerung für den in Amerika so wichtigen Ethanol-Betrieb."
Das sensitive Auto: Mehr Technik für mehr Sicherheit Neben Sauberkeit und Sparsamkeit bei Antriebssystemen setzt Bosch auf Technologien, die ein sicheres, souveränes und komfortables Fahren ermöglichen. "Wir leisten mit unseren modernen Sicherheitssystemen einen entscheidenden Beitrag, um die Unfallzahlen trotz zunehmender Verkehrsdichte zu reduzieren", sagte Bohr. Die amerikanische Verkehrssicherheitsbehörde schreibt zum Beispiel von 2011 an für Neuwagen die Ausstattung mit dem Elektronischen Stabilitätsprogramm ESP® flächendeckend vor. "Damit wird sich unser ESP®-Jahresabsatz in den USA bis 2010 auf nahezu drei Millionen Systeme verdreifachen", so Bohr. In der Europäischen Union ist eine ähnliche Gesetzesvorgabe bis zum Jahr 2012 im Gespräch.
Aktive Sicherheitssysteme wie das Antiblockiersystem ABS, die Antriebsschlupfregelung ASR oder das Elektronische Stabilitäts-Programm ESP® haben mittlerweile weltweit eine hohe Marktdurchdringung erlangt und helfen dem Fahrer, Unfälle zu vermeiden. Dazu gehören auch Fahrerassistenz-Systeme. "Wir arbeiten mit Hochdruck am 'sensitiven Auto'. Das Auto wird schon bald sein Umfeld erfassen können. Dazu braucht es Sensoren und besonders leistungsfähige elektronische Systeme", sagte Dr. Rainer Kallenbach, Bereichsvorstand im Geschäftsbereich Automotive Electronics (Automobilelektronik). "Das Auto lernt, seine Umgebung wahrzunehmen und zu interpretieren. Die 'Augen' des Automobils sind die Kameras, der 'Tastsinn' sind die Ultraschall- und Radarsensoren. Die Orientierung kommt über Karten- und Positionsinformationen von Satelliten oder von Navigationssystemen. So erlangen Fahrerassistenz-Systeme ein eigenes Verständnis für die Fahrsituation", so Kallenbach.
Bosch wird in den kommenden Jahren Schritt für Schritt neue Fahrerassistenz-Systeme zur Serienreife bringen. "Wir vernetzen die vorhandenen Sicherheits- und Komfortsysteme, so dass sie ihre Informationen untereinander austauschen können. Damit können wir neue Funktionen realisieren - so etwa die automatische Notbremsung oder den Einparkassistenten, der selbst in die Parklücke lenkt". Einen großen Entwicklungsschritt geht Bosch mit der Kombination der Radar- und Videosensorik, um der Vision vom unfallfreien Fahren möglichst nahe zu kommen. "Mit der vorausschauenden Notbremsfunktion 'Predictive Emergency Braking' mildern wir die Unfallfolgen", so Kallenbach. Die Markteinführung dieses Systems ist für das Jahr 2009 geplant. Bis 2010 sollen darüber hinaus erste Kamerasysteme mit intelligenter Bildinterpretation verfügbar sein.
Auch in puncto Insassenschutz sind neue Sicherheitsfunktionen in der Pipeline: Die "Early Pole Crash Detection", die voraussichtlich Ende 2008 serienreif sein wird, bringt zusätzlichen Schutz beim seitlichen Aufprall nach einem Schleudern, indem sie eine entsprechend gezielte und schnelle Reaktion von Airbags und Gurtstraffern auslöst. Die "Secondary Collision Mitigation" nutzt darüber hinaus die Signale des Airbag-Steuergerätes und seiner Sensoren, um das ESP® zu steuern: "Ziel ist es, einen zweiten Aufprall zu vermeiden, der bei vielen Unfällen auf den Erstaufprall folgt", sagte Dr. Michael Strugala, Entwicklungsleiter des Produktbereichs Insassenschutz im Geschäftsbereich Automotive Electronics. Die Markteinführung dieses Systems soll von 2009 an erfolgen.
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