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Friedhofszwang: Kunsthistoriker Pörschmann plädiert für Lockerung

Bad Wörishofen (ots)

Für eine Lockerung der Friedhofspflicht hat sich Dirk Pörschmann ausgesprochen. Der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal und Direktor des Museums für Sepulkralkultur in Kassel sagte im Gespräch mit der 'Deutschen Handwerks Zeitung': "Ich kann mir gut vorstellen, dass man eine Urne für eine bestimmte Zeit bei sich zuhause hat und sie dann auf einem Friedhof beisetzt."

Grundsätzlich sollte nach Pörschmanns Ansicht der Beisetzungsort für eine Urne ein öffentlicher Ort sein. Man könne aber durchaus über temporäre Möglichkeiten nachdenken, eine Urne befristet auch außerhalb des Friedhofs aufzubewahren. Pörschmann plädiert dafür, bei der gesellschaftlichen Debatte über den Friedhofszwang das Thema der Finanzierung der Grabstätten einzubeziehen. "Es wäre wichtig, darüber nachzudenken, ob es bei einem Friedhofszwang nicht konsequenter wäre, wenn niemand für seine letzte Heimat bezahlen muss", sagte der Kunsthistoriker. Denn mit dem Wegfall des gesetzlichen Sterbegeldes im Jahr 2004 habe auch ein ökonomisches Betrachten der Sepulkralkultur eingesetzt.

Das Bestattungsrecht in Deutschland ist Sache der Bundesländer. Außer in Bremen, wo seit 2015 unter bestimmten Voraussetzungen die Asche der Verstorbenen auf privaten Grundstücken und ausgewiesenen öffentlichen Flächen verstreut werden darf, gilt überall der Friedhofszwang. Doch die Bestattungskultur wandelt sich. Während früher Erdbestattungen dominierten, werden inzwischen nach Schätzungen des Bundesverbandes Deutscher Bestatter 72 Prozent der Verstorbenen eingeäschert. In ostdeutschen Großstädten liegt der Anteil der Feuerbestattungen sogar über 90 Prozent.

Die Handwerksbranchen der Bestatter und der Steinmetze werden von dem Wandel der Trauerkultur unterschiedlich getroffen. Während Steinmetze als Hersteller von Grabmalen stark vom Friedhof abhängig sind, zeigen sich Bestatter offen für Alternativen, zum Beispiel für Beisetzungen in Bestattungswäldern, die von den Kommunen als Friedhof gewidmet wurden.

Der Bundesverband Deutsche Bestatter vertritt die Interessen von 3.200 Unternehmen mit insgesamt 4.600 Filialen. In ihm sind rund 82 Prozent der Bestattungsunternehmen organisiert. Im Bundesverband Deutscher Steinmetze sind rund 1.900 Mitgliedsbetriebe organisiert, die sich auf 84 Innungen verteilen. Unter dem Dach des Verbandes beschäftigt sich der Arbeitskreis "Friedhof und Grabmal" mit dem Wandel in der Trauerkultur.

Das Interview in voller Länge unter www.dhz.net/trauerkultur

Pressekontakt:

Redaktion 'Deutsche Handwerks Zeitung'
Ulrich Steudel
Telefon +49 8247 354-175
ulrich.steudel@holzmann-medien.de

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